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Wenn sich deine Katze eine Wunde zugezogen hat, ist es häufig sinnvoll, vor dem Gang zum Tierarzt einen Verband anzulegen. Der Verband sorgt dafür, dass die wunde Stelle stabilisiert wird und vor allem sauber bleibt. Einer Katze einen Verband anzulegen ist gar nicht so schwer, sofern die Katze mitspielt.
In Kürze zu: Verband anlegen |
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Hier erklären wir dir, welche Verbandsarten es gibt und wie du diese Verbände anlegen kannst.
Allgemeines zum Thema
Einen Verband anzulegen, ist im Endeffekt Sache des Tierarztes. Dieser weiß genau, wie viel er von welchen Verbandsmaterialien verwenden muss, damit der Verband groß und stabil genug ist. Und natürlich kennt er auch den richtigen Druck. Schließlich soll der Verband fest sitzen und sollte sich weder von alleine lösen können, noch so fest sein, dass er die Durchblutung beeinträchtigt.
Allerdings gibt es eben Situationen, in denen es sinnvoll ist, deiner Katze selbst einen Verband anzulegen. Bei Wunden ergibt es Sinn, da sie durch einen Verband vor Schmutzpartikeln geschützt sind. Außerdem kann deine Katze sich dann nicht an der Wunde kratzen, was sie vermutlich vergrößern würde. Im Falle von Knochenbrüchen dient der Verband vor allem der Stabilisierung, da ein Bruch so wenig wie möglich bewegt werden sollte.
Der selbst angelegte Verband soll die Wunde auf dem Weg zum Tierarzt schützen. Nach der professionellen Versorgung durch den Tierarzt legt dieser, sofern nötig, den Verband selbst an. Wenn der Verband gewechselt werden muss, was etwa alle zwei bis drei Tage gemacht werden sollte, ist es eine gute Idee, auch das vom Tierarzt machen zu lassen.
Bitte überlege im akuten Moment, ob ein Verband wirklich notwendig ist. Gliedmaßen wie Schwanz und Beine zu verbinden, geht verhältnismäßig schnell und ist recht unkompliziert. Verbände am Hals oder Oberkörper sind aufwändiger. Zudem sind diese Bereiche nicht ganz unkritisch, da du deiner Katze die Luft abschnüren kannst, wenn der Verband zu fest sitzt.
Es ist sinnvoll, das Anlegen eines Verbands mit deiner Katze zu üben, wenn sie dich lässt. Wenn ihr übt und es für sie nicht unangenehm oder schmerzhaft ist, wird sie im Notfall sicherlich eher ruhig halten, weil sie weiß, dass du nicht versuchst, ihr etwas Merkwürdiges anzutun. Darüber hinaus gewinnst du die nötige Sicherheit, um im Notfall schnell und trotzdem ruhig handeln zu können.
Wichtig ist in jedem Fall, dass deine Katze mitspielt. Wehrt sie sich dagegen, bringt es nichts, sie dazu zu zwingen. Das belastet euer Vertrauensverhältnis und wenn sie im Notfall auch noch Schmerzen hat, wird sie sicher noch weniger begeistert sein, wenn du auch noch etwas mit ihr machen möchtest, was sie generell ablehnt.
Hilfreich ist es auch, wenn du dir zeigen lässt, wie man einen Verband richtig anlegt. Lernen kannst du das zum Beispiel im Rahmen eines Erste Hilfe Kurses für Katzenhalter. Wenn die Praxis nicht gerade aus allen Nähten platzt, ist dein Tierarzt bestimmt bereit, dir Tipps dazu zu geben, wenn du ihn danach fragst.
Für deine Katze ist der Verband ein Fremdkörper, der sie in ihrer Bewegungsfreiheit einschränkt. Das gefällt ihr natürlich gar nicht und sie wird aller Wahrscheinlichkeit nach versuchen, sich ihm zu entledigen. Das mächtigste Werkzeug dafür ist ihr Gebiss. Solltest du einen Halstrichter zu Hause haben, welcher verhindert, dass sie mit den Zähnen an den Verband kommt, wäre es eine gute Idee, ihn deiner Katze anzulegen. Am besten machst du das, bevor du mit dem Verbinden anfängst, um das Bissrisiko zu reduzieren.
Wir gehen an dieser Stelle davon aus, dass du die Wunde bereits gereinigt und mit einer sterilen Gaze bzw. Kompresse abgedeckt hast. Die notwendigen Verbandsmaterialien sollten sich in deiner Hausapotheke für Katzen befinden und nach Möglichkeit nicht das Verfallsdatum überschritten haben, falls eines angegeben sein sollte.
Einen Pfotenverband anlegen
Der Pfotenverband ist der wahrscheinlich am häufigsten angelegte Verband, weil Katzen sich recht schnell an den Pfoten verletzen können. Der Pfotenverband wird nicht nur bei reinen Pfotenverletzungen angelegt, sondern auch bei Verletzungen der Beine. Wenn ein Katzenbein verbunden werden muss, wird in der Regel auch die Pfote bandagiert.
Der erste Schritt mutet vielleicht etwas merkwürdig an, denn du musst unter anderem die Zehen deiner Katze spreizen und die Zwischenräume polstern. Das liegt einmal daran, dass Katzen unter ihren Pfoten Schweißdrüsen haben. Die Watte, mit der du die Polsterung vornimmst, soll die Feuchtigkeit des Schweißes aufnehmen.
Zudem wird durch den Verband Druck auf die Pfote ausgeübt. Die Polsterung federt diesen Druck ab und bewirkt, dass sich keine Druckstellen bilden und die Durchblutung nicht gestört wird.
Zuerst nimmst du einen Streifen Verbandswatte und legst ihn zwischen Hauptballen und Zehen. Dann nimmst du einzelne Streifen und polsterst damit die Räume zwischen den Zehen. Das Ganze sieht dann so ähnlich aus wie ein Zehenspreizer, wie er häufig beim Lackieren der Zehennägel benutzt wird.
Nun kommt der erste Schritt des eigentlichen Verbands. Du nimmst die Rollwatte zur Hand und wickelst das Bein von der Pfote bis über das Sprunggelenk bzw. Handwurzelgelenk ein. Bei dir wäre das bis über die Kniescheibe bzw. das Ellenbogengelenk.
Wichtig ist dabei, dass du möglichst gleichmäßige Bahnen wickelst, damit es möglichst nicht zu Druckstellen kommt, wenn der Verband fertig ist.
Anschließend wiederholst du diesen Vorgang mit der elastischen selbsthaftenden Binde. Erneut wickelst du von der Pfote aus nach oben. Du kannst ruhig mehrere Schichten anlegen. Du brauchst ein wenig Gefühl für die Kraft, die du einsetzt. Die Binde soll nicht so locker sitzen, dass sie einfach abrutschen kann. Sie darf aber auch nicht so fest sitzen, dass Blutgefäße ab- bzw. eingeschnürt werden. Am oberen Ende des Verbands sollte immer noch etwas Wolle hervorstehen. Das beugt Einschnürungen zusätzlich vor.
Die überstehende Watte überklebst du dann mit dem Heftpflaster. Damit befestigst du es auch am Fell. Ansonsten ist es nicht unwahrscheinlich, dass deine Katze beim Versuch, den Verband loszuwerden, mit den Zähnen an der Watte zieht. Dabei könnte sie Watte verschlucken, was sie nicht sollte. Wenn sie Watte herausreißt, löst sie außerdem den Verband, was sicher nicht im Sinne des Erfinders ist.
Sollte der Verband zu locker sein und rutschen, kannst du ihn mit dem Heftpflaster fixieren. Du wickelst dazu einfach Streifen davon eng um den Verband. Es muss nicht perfekt sein, es ist vollkommen ausreichend, wenn er hält, bis du beim Tierarzt bist.
Schwanzverband
Das Risiko, dass sich deine Katze am Schwanz verletzt, ist gar nicht so klein. Er steht eben hinten ab und deine Katze kann ihn nur zum Teil bewusst bewegen. Da ist es schnell einmal passiert, dass er zum Beispiel irgendwo eingeklemmt wird oder du versehentlich drauf trittst.
Dass sich der Schwanz ständig bewegt, ist für die Wundheilung nicht besonders förderlich. Ein stabiler Verband ist daher absolut notwendig, damit die Verletzung gut verheilen kann.
Einen Schwanzverband anzulegen ist im Grunde ziemlich einfach. Du umwickelst die gereinigte und abgedeckte Wunde mit Rollwatte. Anschließend umwickelst du alles mit der selbsthaftenden elastischen Binde. Damit der Verband hält und nicht einfach abrutschen kann, fixierst du ihn an beiden Enden mit Heftpflastern am Fell.
Hals- und Schulterverband
Bei einem Verband für den Hals-Schulter-Bereich solltest du vorsichtig sein. Deine Katze muss noch gut Luft kriegen können. Daher darf der Verband weder am Hals noch am Brustkorb zu stramm sein. So einen Verband anzulegen ist etwas komplizierter als zum Beispiel eine Staubinde oder einen Schwanzverband. Wir empfehlen dir, das Anlegen eines solchen Verbands zu üben. Deine Katze wird davon bestimmt nicht begeistert sein, aber vielleicht hast du ja ein Plüschtier, mit dem du üben kannst.
Du nimmst die Rollwatte zur Hand und legst den Anfang auf die abgedeckte Wunde. Du führst die Wolle über die Brust deiner Katze und dann um den Hals. Achte vor allem hier darauf, nicht zu viel Druck auszuüben.
Anschließend erfolgt die Wicklung über den Rücken. Von dort aus geht es unter dem Vorderbein entlang zwischen die Beine zur Brust. Damit steht das Grundgerüst des Verbands. Nun geht es auf die gleiche Weise mit dem anderen Bein weiter. Danach legst du noch mehrere solcher Lagen um, Brust und Rücken, bis die Schulter stabil ist.
Mit der Fixierbinde verfährst du im Grunde genauso. Der Verband sollte eigentlich nicht rutschen, da er von den Vorderbeinen festgehalten wird. Sollte er es dennoch tun, kannst du ihn mit dem Heftpflaster fixieren.
Hüfte und Oberschenkel
Die Hüfte zu verbinden wäre eigentlich ganz einfach, gäbe es da nicht diesen unglücklichen Umstand, dass sich hinten ausgerechnet die Ausscheidungsorgane befinden, welche natürlich nicht verbunden werden sollten. Lege so einen Verband am besten nur an, wenn die Verletzung nicht zeitkritisch ist.
Zum Tierarzt musst du mit deiner Katze sowieso. Wenn der Weg nicht weit ist und deine Katze nicht gerade Durchfall hat, kannst du auch eine schnellere Variante dieses Verbands anlegen, bei der du nicht so penibel auf die Öffnungen achten musst.
Deine Katze liegt auf der Seite. Wie immer nimmst du die Rollwatte zur Hand. Du beginnst an der Innenseite des frei liegenden Oberschenkels. Von dort aus führst du die erste Wicklung über den Rücken, hinten entlang bis zum Anfang des Verbands.
Nun führst du die Watte über den Rücken und verbindest den anderen Schenkel ebenso. In Form einer Acht wickelst du nun mehrere Lagen. Wichtig ist, dass die Lagen möglichst glatt aufeinander liegen, um schmerzhafte Druckstellen zu vermeiden. Achte darauf, dass die Ausscheidungsorgane nicht verdeckt werden.
Mit der selbsthaftenden elastischen Binde verfährst du genauso. Um Verschmutzungen zu vermeiden, welche auch nicht besonders hygienisch sind, solltest du den Genitalbereich und den After „versiegeln“. Das bedeutet, dass du den Verband in diesem Bereich so mit dem Heftpflaster verklebst, dass nach Möglichkeit weder Kot noch Urin an die Watte oder den Verband gelangen können.
Wenn der Verband rutschen sollte, fixierst du ihn mit Heftpflaster am Fell.
Brust und Bauch
Bei Verletzungen am Brustkorb gehst du grundlegend so vor, wie beim Hals- und Schulterverband. Du verlängerst den Verband quasi nur so weit, dass die verletzte Stelle abgedeckt wird. Verletzungen im oberen Bauchbereich verbindest du ebenfalls auf diese Art und Weise.
Liegt die Verletzung nahe des Hüftbereichs, legst du einen verlängerten Hüftverband an. Achte aber unbedingt darauf, dass Brust und Bauch nicht zu fest verbunden werden, damit deine Katze noch anständig atmen kann.
Staubinde anlegen
Wir wünschen dir, dass du deiner Katze niemals eine Staubinde wirst anlegen müssen. Das tun wir nicht, weil es zu kompliziert oder gefährlich ist, sondern aus dem einfachen Grund, dass eine Staubinde in der Regel nur dann angelegt wird, wenn sich deine Katze eine Wunde zugezogen hat, deren Blutung sich nicht stillen lässt.
In diesem Fall bleibt dir nämlich nur noch die Möglichkeit, die Blutung zu stoppen, indem du den verwundeten Körperteil oberhalb der Wunde abbindest. Eine Staubinde darfst du nicht überall anlegen, da du deine Katze ansonsten in Lebensgefahr bringen kannst. Dass du den Hals nicht abbinden darfst, versteht sich wahrscheinlich von selbst.
Auch oberhalb der großen Gelenke, also Schulter- und Hüftgelenke, solltest du in keinem Fall eine Staubinde anlegen. An der Schwanzwurzel sowie an den Beinen ist es aber in Ordnung.
Im Idealfall hast du eine Staubinde zu Hause. Wenn du nicht weißt, was eine Staubinde ist: Sicherlich ist dir schon mal Blut abgenommen worden. Dabei wird dir in der Regel ja eine Schlaufe um den Oberarm gelegt und festgezogen. Das Ding wird Staubinde genannt.
Wenn du dir keine Staubinde kaufen möchtest, kannst du auch mit anderen Dingen improvisieren. Grundlegend eignet sich alles, was elastisch ist und sich verknoten lässt. So etwas könnte beispielsweise ein dünner Gummischlauch, eine elastische Mullbinde, ein Hosenträger, eine Strumpfhose oder ein Schnürsenkel sein.
Wichtig ist, dass der Gegenstand nicht einschneidet. Mit einer Angelschnur zum Beispiel könntest du noch weitere Verletzungen verursachen.
Du bindest den verletzten Körperteil oberhalb der Wunde ab. Du ziehst den einfachen Knoten so fest, bis die Wunde aufhört zu bluten. Das reicht an Druck, du musst die Binde nicht so fest ziehen wie es geht, sondern nur, bis die Blutung gestoppt ist. Den Knoten sicherst du am besten mit einer Schleife.
Die Staubinde darf das Blut höchstens 15 Minuten am Stück abschnüren. Bei einer längeren Dauer besteht die Gefahr, dass bleibende Schäden zurück bleiben. Schlimmstenfalls stirbt der Körperteil ab und muss amputiert werden. Du solltest die Staubinde daher regelmäßig lockern.
Verband entfernen
Glücklicherweise ist ein Verband keine Dauerlösung. Sowohl du als auch deine Katze freuen sich bestimmt auf den Tag, an dem das blöde Ding endlich abgenommen bzw. entfernt wird.
Wann es Zeit ist, den Verband zu entfernen, wird dir dein Tierarzt sagen. Je nach Verletzung ist die endgültige Entfernung eines Verbands mit einer Nachkontrolluntersuchung verbunden. Es gibt aber auch viele Fälle, bei denen der Verband nur noch einen oder zwei Tage zur Sicherheit getragen werden soll.
Um einen Verband zu entfernen, ist ein Besuch beim Tierarzt nicht unbedingt notwendig. In deiner Hausapotheke für deine Katze sollte sich eine Verbandsschere befinden. Die abgerundeten Kanten sorgen dafür, dass du deine Katze nicht versehentlich schneiden kannst. Beim Abnehmen eines Verbands eine neue Wunde zu verursachen wäre auch schließlich mehr als ärgerlich, abgesehen davon, dass es deiner Katze wehtut.
Du nimmst die Schere und schneidest den Verband ganz einfach so weit auf, bis du ihn abnehmen kannst. Dann kannst du noch eventuell vorhandene Wollfusseln entfernen und alles ist erledigt.
Tierärzte sind auch nicht unfehlbar. Solltest du Grund zur Annahme haben, dass deine Katze starke Schmerzen hat, weil der Verband zu eng ist und die Blutzufuhr abschnürt, solltest du ihn abnehmen und deinen Tierarzt anrufen. Der Verband kann auch zu eng sein, weil sich die Wunde entzündet hat oder allgemein Schwellungen auftreten.