Lexikon: Kommunikation der Katze

In einem separaten Artikel haben wir einzelne Laute und Gesten von Katzen behandelt. Nun wenden wir die Theorie mal in der Praxis an, denn was deine Katze dir wirklich sagen möchte, erkennst du nur, wenn du die Kombinationen der Laute und Gesten richtig deutest. Daher geben wir dir hier ein kleines Katzenlexikon an die Hand, welches als Wörterbuch wohl den Titel „Katze <-> Mensch“ tragen würde

Wie dir deine Katze was sagt

Sicher kennst du den alten Scherz: „Um die Stimmung einer Frau zu erkennen, musst du nur auf ihre Hände gucken. Trägt sie darin ein Messer, so ist sie wahrscheinlich wütend.“ Bei Katzen ist es ein wenig komplizierter.

Beachte mich

Die Katze macht so ziemlich alles, um beachtet zu werden, denn schließlich hat sich dein gesamtes Leben gefälligst um sie zu drehen. Ein Zeichen ist das klassische um-die-Beine-streichen. Sie reibt sich an dir und markiert dich. Durch den Körperkontakt ist sie sich sicher, dass du reagierst. Meist schaut sie dich auch mit nach vorne gerichteten Schnurrhaaren an. Ein Maunzen ist dabei keine Seltenheit.

Die noch etwas eindeutigere Forderung nach Aufmerksamkeit ist das, was unser Jack sehr motiviert macht. Der Kater kriegt seine Aufmerksamkeit, er wird jeden Morgen begrüßt, ich muss ihm dann immer den Kopf bürsten und abends geht es auf der Couch gemütlich weiter. In einer dankbaren Regelmäßigkeit begibt es sich, dass zwei arbeitsfreie Tage geschehen, sodass ich ausnahmsweise mal dazu komme, ein paar Videospiele zu zocken. Dafür ist unter der Woche einfach keine Zeit.

Ich sitze auf der Couch und kraule nebenbei Kater Jack. Irgendwann reicht ihm diese Aufmerksamkeit aber nicht mehr. Dann setzt er sich hin und beginnt damit, mich mit seinem beeindruckend starren Blick zu durchbohren. Dann maunzt er einmal und geht zu Phase 2 über. Obwohl ich ihn ja beachte und ständig kraule, fängt er an, mir auf die Schulter, an die Wange oder in die Haare zu patschen und intensiver zu miauen. Es ist eher ein klagendes „Mauuauuu“.

Ein positiver Nebeneffekt ist, dass ich seit er das tut weniger Geld für Computerspiele ausgebe, denn ich komm ja auch am Wochenende nicht sonderlich dazu, sie durchzuspielen. Wochenende ist Katerzeit (im Sinne von Katze).

Bereit zum Angriff

Die Angriffsbereitschaft einer Katze kannst du ziemlich leicht erkennen. Besonders leicht ist es, wenn die Katze auf der Lauer liegt. Das kann beim Spielen sein, wenn sie ein Spielzeug jagt oder sie einer anderen Katze auflauert. Die Katze macht sich so klein wie möglich, sie macht sich vor allem flach, Brust und Bauch sind auf dem Boden. Die Hinterbeine sind angespannt und die Katze ist absolut auf ihr Ziel fokussiert

Kurz vor dem Angriff setzt sie zum „Whiggle of Doom“ an. Wo dieser Begriff seinen Ursprung hat, weiß ich nicht. Jedenfalls hebt sie den Hintern leicht an und wackelt mehrfach damit herum, wie ein Läufer, der kurz vor dem Start noch Anspannung aufbaut und die Haltung optimiert. In der Regel folgt der Angriff innerhalb weniger Sekunden, nachdem sie damit angefangen hat.

Zum Angriff richten sich die meisten Katzen etwas auf, wobei es natürlich auf die Art des Kampfes ankommt. Katzen springen gerne auf ihre Gegner zu, um eine gewisse Luftüberlegenheit zu haben. Schließlich können sie bei der Landung mit allen vier Pfoten zulangen. Die Beine sind meist gestreckt, die Augen auf den Gegner gerichtet. Gleiches gilt für die Ohren. Der Schwanz zeigt nicht nach oben, sondern eher gerade nach hinten mit der Tendenz nach unten.

Folge mir

Deine Katze kann dir signalisieren, dass du ihr bitte folgen mögest. Sie nimmt eine gespannte Körperhaltung an, der Schwanz zeigt nach oben. Sie möchte deine Aufmerksamkeit und starrt dich vielleicht an oder maunzt. Wenn du dann aufstehst und zu ihr gehst, geht sie immer ein paar Schritte in Richtung Ziel und schaut hin und wieder nach, ob du auch wirklich folgst.

Wenn sie es eilig hat, kombiniert sie das manchmal mit einem seitlich versetzten Körper. Sie läuft dann nicht direkt geradeaus, sondern leicht seitlich. Am Ziel bleibt sie meist stehen und starrt entweder dich oder das Ziel an, um zu signalisieren, dass du jetzt am richtigen Ort bist. Ist es die Katzentoilette, ist das ein Aufruf, sie zu reinigen, sind es die Näpfe, so sind sie zu leer oder für sie zu unappetitlich.

Geh mir nicht die Nerven, ich bin maulig

Während des Verfassens dieser Zeilen wird mir immer deutlicher, wie sich das Verhalten von Mensch und Katze gleicht. Du kennst das ja sicher auch: Du hattest einen Streit und bist jetzt maulig. Du schmollst vor dich hin und willst mit der anderen Person akut nicht wirklich etwas zu tun haben.

Katzen machen das genauso. Wenn deine Katze schmollt, setzt sie sich meist irgendwo hin und ignoriert dich. Das kann sie stundenlang machen. Die Ohren zeigen zur Seite, die Katze blickt stur geradeaus. Sollte die Schmollphase durch gewisse Bedürfnisse unterbrochen werden, nimmt sie danach meist dieselbe Haltung ein.

Wenn sich das mit den Ohren ändert, hat sie meist genug geschmollt und lässt sich wieder anfassen. Du benimmst dich am besten wie bei einem schmollenden Kleinkind. Wenn es in der Ecke sitzt und schmollt, lass es einfach da sitzen. Das ist sowieso die angenehmste Art von Protest, denn er ist nicht laut, nichts geht kaputt oder wird schmutzig.

Hab dich lieb

Ein klares Zeichen dafür, dass deine Katze dich liebt, ist das Putzen. Wenn sie zu dir kommt, schnurrt und deine Hand ableckt, putzt sie dich und zwar so, wie es eine Katzenmama mit ihren Kleinen macht. Das ist eine Geste großer Zuneigung.

Natürlich ist auch das altbekannte „Köpfchen geben“ ein Liebesbeweis. Wenn deine Katze auf dich zuläuft und dich mit der Stirn berührt, ist das wie ein Küsschen. Allerdings kann Liebe auch wehtun. Jack, dem die Nachbarn unter uns attestieren, dass er beim Rennen klingt wie eine Büffelherde, gibt auch so Köpfchen. Er kommt immer mit einer Wucht an, dass es eher an eine Kopfnuss erinnert und ich manchmal fast Angst habe, dass er mir die Nase bricht, sollte er noch stärker werden.

Er zeigt mir seine Liebe auch auf eine andere typische Weise. Er reibt seinen Rücken unter mein Kinn. Entweder macht er das am Schreibtisch, da läuft er mir mehrmals komplett durchs Bild und wenn er fertig ist überlege ich selbst, einen Haarball auszuwürgen. Oder er kommt auf die Couch, krabbelt auf meinen Bauch und meine Brust und stolziert da von rechts nach links und wieder zurück.

Den Schwanz um deinen Arm oder dein Bein zu legen ist eine weitere Art deiner Katze, ihre Zuneigung auszudrücken. Dann nimmt sie dich sozusagen mit unter eine warme Decke. Rein anatomisch ist es Katzen auch nicht möglich, eine ganz klassische Umarmung durchzuführen, mit dem Schwanz geht das viel besser.

Manchmal sind es auch ganz kleine Dinge. Ginny ist sehr empfindlich, was ihre Pfoten angeht. Bauch und Pfoten sollen wir nicht anfassen, das mag sie nicht. Aber trotzdem kommt es vor, dass sie sich bei uns einrollt und eine Pfote auf eine unserer Hände legt. Das macht sie besonders dann, wenn einer von uns traurig ist. Dann kommt sie zum Händchen halten.

Bei alledem ist deine Katze in der Regel sehr entspannt, sie relaxt, schließt ihre Augen halb und manchmal kannst du sogar die Nickhaut sehen. Das ist das Zusätzliche Augenlid das Katzen haben. In der Regel wird alles auch von einem ruhigen Schnurren begleitet. Ihr Schwanz ist dabei normalerweise sehr regungsarm.

Bei Freigängern kommt es vor, dass sie dir einen toten Vogel oder eine tote Maus ins Haus schleppen. Das mag für dich jetzt vielleicht etwas ekelhaft sein, einen dreckigen und halb gegessenen Tierkadaver zu entsorgen, aber für die Katze ist es ihr Liebesbeweis schlechthin. Katzen sind generell futterneidisch, unsere drei auch, aber wenn dir eine Katze etwas von ihrer Beute / ihrem Futter abgibt, hast du es in ihrem Herzen in die Hall of Fame geschafft.

Hallo mein Untertan

Nicht nur Hunde begrüßen ihre Menschen, wenn sie heimkommen oder aufwachen. Wenn du deine erste Katze bekommen hast, wirst du das mit dem Untertan verstehen. Deine Katze wohnt nicht bei dir, sie gewährt dir einen Aufräum- und Versorgungsaufenthalt in ihrem Reich.

Wenn deine Katze dich begrüßt läuft sie erhobenen Hauptes auf dich zu, meist sogar im leichten Galopp. Ein hochfrequentes „miau“ ist auch meist dabei. Sie schaut dich dabei an, hat einen aufgerichteten Schwanz und glattes Fell. Viele Katzen begrüßen ihren Menschen, nachdem er einige Zeit weg war. Einige machen das auch nach dem Aufwachen. Unsere Ginny ist so eine. Wenn sie tagsüber geschlafen hat und aufwacht, maunzt sie meist Laut, schaut sich um und kommt dann zu uns. Sie freut sich einfach, dass wir noch da sind.

Ich bin großartig, schau mich an

Katzen, vor allem Kater, sind gern mal sehr selbstbewusst arrogant und präsentieren, wie fantastisch sie sind. Keiner kann ihnen das Wasser reichen. Besonders auffällig ist es, wenn sie wie Könige herumstolzieren, dabei ihre Flanke präsentieren und überhaupt so stehen, dass du möglichst viel Katze sehen kannst. Das soll auch Gegnern imponieren.

Ganz klassisch ist auch das Kratzen am Kratzbaum. Katzen kratzen generell ständig am Kratzbaum, aber häufig warten sie auch, bis du Blickkontakt mit ihnen aufnimmst. Wenn dein Kater oder deine Katze wartet, um sich dann besonders demonstrativ zu strecken und dabei mit dem Hintern zu wackeln, schieben er oder sie gerade wieder einen Egotrip und wollen dir ihre Macht demonstrieren.

Ich bin hellwach

Eine Katze in hellwacher Alarmbereitschaft erkennst du an ihrem starren, zielgerichteten Blick mit nach vorne gefächerten Schnurrhaaren. Sie steht oder sitzt sehr gestrafft mit dem Kopf leicht nach vorn gerichtet. Häufig legt sie sich fast hin und geht in Angriffsposition.

Ist das Objekt ihrer Aufmerksamkeit nicht zu erreichen, schlägt sie meist auch mit dem Schwanz um sich und beginnt zu keckern. Unsere Katzen machen das zu gern, wenn sie auf der Fensterbank sitzen und ein Eichhörnchen oder einen Vogel entdecken. Beides ist unerreichbar, da der Baum vor dem Fenster sehr groß ist und wir ein Katzennetz installiert haben. Da zeigen sie ihre Aufgeregtheit richtig.

Ich bin krank

Wie eine Katze zeigt, dass sie krank ist, hängt natürlich von der Katze sowie der Krankheit ab. Wichtig ist, darauf zu achten, ob deine Katze ihr Verhalten ändert. Zieht sie sich zurück? Sieht der Stuhlgang komisch aus, frisst sie, schmust sie? Katzen sind Gewohnheitstiere. Eine sichtbare Veränderung in ihrem Verhalten kann durchaus auf eine Krankheit hinweisen. Da das Immunsystem der Katze eher mies ist, solltest du lieber einmal zu viel als zu wenig zum Tierarzt gehen.

Klare Indikatoren sind unter anderem Fell und Augen. Gesundes Fell ist glatt und glänzt. Ist die Katze krank, verliert das Fell schnell seinen Glanz und wirkt auch ungepflegter bzw. struppiger. Bei den Augen ist das ähnlich. Gesunde Augen leuchten regelrecht. Ist die Katze krank, verlieren ihre Augen diesen Glanz, sie wirken irgendwie matter.

Wenn sich deine Katze auffällig zurückzieht, ist das ein relativ sicheres Zeichen. Sie zieht sich zurück, wirkt apathisch und lustlos. Häufig kauert sie sich auch hin und reduziert ihre Körperoberfläche, damit sie von Rivalen, die ihre Geschwächtheit ausnutzen wollen, nicht so leicht entdeckt wird.

Ich bin unsicher

Unsicherheit empfindet deine Katze meist, wenn eine andere Katze zugegen ist, die ein gewisses Dominanzverhalten an den Tag legt. Aber auch größere Veränderungen, wie ein Umzug in ein neues Revier können Unsicherheit auslösen.

Die Katze verkriecht sich etwas, sie kauert, meist in einer Ecke, von der aus sie den ganzen Raum überblicken kann. Der Schwanz schmiegt sich an den Körper und die Katze macht sich klein, um nicht gesehen zu werden. Die Ohren legt sie seitlich an. Wenn sie unsicher einer dominanten Katze gegenüber ist, zeigt sie das, indem sie faucht, knurrt oder kreischt.

Ich habe Angst

Katzen können Angst zeigen und zugleich drohen. Beides sieht ziemlich gleich aus. In solchen Situationen zeigt sie den bekannten Katzenbuckel und sträubt ihr Fell. Der Gegner wird fixiert. Dabei zeigen die Ohren leicht angelegt nach hinten. Dadurch hat sie alles im Blick. Ihren Gegner sieht sie und mit ihren Ohren hört sie genau, was hinter ihr passiert, für den Fall, dass auch dort etwas Bedrohliches passiert.

Akustisch wird das üblicherweise von Fauchen oder Knurren begleitet.

Jetzt ist langsam mal gut mit Streicheln

Als Katzenhalter kennst du das garantiert oder wirst es kennenlernen. Die süße Katze hat sich bei dir eingerollt, lässt sich streicheln, kraulen und schmusen, wobei sie ganz behaglich schnurrt und ggf. auch sabbert. Wie aus dem Nichts verpasst sie dir plötzlich einen Hieb mit der Pfote, meist mit Krallen. Das Signal ist klar und deutlich: „Genug jetzt, es reicht!“

Mit etwas Acht- und Aufmerksamkeit kannst du dem kleinen Fellbündel jedoch zuvor kommen. Wichtig ist hierbei vor allem der Schwanz. Wenn sie sich wohlfühlt ist er in der Regel ruhig, höchstens die Schwanzspitze wackelt etwas unmotiviert herum.

Wenn sie genug davon hat, wird der Schwanz aktiver. Es gibt ganze Schwanzbewegungen von links nach rechts und wieder zurück. Diese werden schnell schneller. Es wird Zeit, das Kraulen zu beenden. Außerdem wird sie vermutlich versuchen, dich mit ihren Beinen wegzudrücken. Auch das ist ein Alarmzeichen, genau wie nach hinten gerichtete Ohren und vermehrter Blickkontakt.

Derartige Zeichen zu beachten ist vor allem bei Katzen wichtig, die ihren Bauch flauschen lassen. Das ist super angenehm für die Katze, allerdings hat sie auch alle vier Pfoten samt Krallen in idealer Angriffsposition. Da kann es durchaus vorkommen, dass sie spontan mit allen vier Pfoten nach dir schlägt.

Kraul und streichele mich

Welche Katze möchte nicht von ihrem Menschen gestreichelt und gekrault werden? Uns persönlich ist keine bekannt. Für die meisten Katzen ist es sowieso ok, wenn ihr Mensch sie anfasst und ihr übers Fell streicht. Aber deine Katze kann dir auch aktiv zeigen, dass sie genau das jetzt von dir erwartet.

Ein klares Zeichen ist es, wenn sich deine Katze bei oder auf dir einrollt und schnurrt. Da kannst du mit deinen Händen ja auch kaum etwas anderes machen als dich um sie zu kümmern. Ansonsten ist es ebenfalls immer ein Zeichen, wenn sie sich vor dir auf die Seite oder den Rücken legt. Der Schwanz ist nur ein klein wenig aktiv und sie sucht Blickkontakt.

Wenn sie sich auf den Rücken legt, fang beim Streicheln lieber an der Brust an. Viele Katzen sind relativ empfindlich was ihr Bäuchlein angeht. Generell solltest du dich deiner Katze in dieser Situation vom Kopf aus nähern, denn ansonsten kann es gut sein, dass sie schmerzhaft zutritt. Das Bäuchlein ist eben die empfindlichste Stelle der Katze und wenn sie bei Berührung mit den Hinterbeinen nach dir tritt, handelt es sich dabei in der Regel um einen natürlichen Reflex, den sie selbst kaum kontrollieren kann.

Mir geht es gut

Das sollte der Normalzustand deiner Katze sein. Sie geht erhobenen Hauptes durch die Wohnung, das Fell ist glänzend und nicht gesträubt, die Ohren sind nach vorn gerichtet. Der Schwanz steht entweder oder zeigt nach hinten, manchmal auch leicht nach unten. Wichtig ist, dass der Schwanz nicht gesträubt ist und sie nicht wild mit ihm wedelt, denn dann ist sie aufgeregt.

 

 

Carsten
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