Wildkatze (Europäisch)

Die europäische Wildkatze ist eine eigene Katzenart und sollte nicht mit einer wild lebenden Hauskatze verwechselt werden. Die Wildkatze ist eine starke Jägerin, die sich in unseren Wäldern behauptet. Eine echte Wildkatze zu zähmen ist nicht möglich, selbst wenn sie als Kitten von einem Menschen großgezogen wird. Hier erfährst du, was du über die scheuen Wildkatzen wissen solltest.

In Kürze zu: Wildkatze (Europäisch)
  • Die europäische Wildkatze ist eine eigenständige Katzenart, die sich durch ihren kräftigen Körperbau, das längere Fell und spezifische Fellmuster auszeichnet. Sie ist nicht direkt mit der Hauskatze verwandt, obwohl sie äußerlich ähnlich aussieht.
  • Sie führt ein eher scheues und einsames Leben, ist vorwiegend nachtaktiv und bleibt ihrem Revier treu. Die Wildkatze ist eine effiziente Jägerin und ernährt sich hauptsächlich von kleineren Beutetieren wie Ratten und Mäusen.
  • Ihre Fortpflanzungszeit liegt zwischen Januar und März, mit Jungtieren, die normalerweise im April oder Mai zur Welt kommen. Der Lebensraum von Wildkatzen umfasst hauptsächlich Laub- und Mischwälder. In Deutschland wird ihre Zahl auf etwa 1.700 bis 5.000 geschätzt.

Aussehen der europäischen Wildkatze

Europäische WildkatzeAuf den ersten Blick kann eine europäische Wildkatze mit einer großen Hauskatze verwechselt werden. Ihr Körperbau ist sehr ähnlich. Die Wildkatze ist jedoch im Schnitt ein wenig größer und hat im Verhältnis längere Beine als eine Hauskatze. Der Kopf ist etwas größer als der einer durchschnittlichen Hauskatze, was daran liegt, dass der Schädel genug Platz für das größere Gehirn bieten muss.

Aufgrund des längeren Fells wirkt die Wildkatze allgemein etwas wuchtiger. Ihr Schwanz ist meist kürzer als der einer Hauskatze und etwas dicker. Das Fell selbst ist farblich im Spektrum zwischen braun-gelblich bis silbergrau gehalten.

Das Muster ist ein klassischer Tiger-Tabby. Entlang der Wirbelsäule verläuft ein gerader, dunkler Strich, welcher meist am Schwanzansatz endet. An den Flanken hat das Fell der Wildkatze dunkle Streifen, welche allerdings verwaschener aussehen als bei den meisten Hauskatzen. Der Schwanz weist drei bis fünf dunkle Ringe auf und die Schwanzspitze ist in der Regel schwarz.

Obwohl es in Europa zahlreiche Katzenarten gibt, welche der Wildkatze in Größe, Fellzeichnung etc. ähneln und sich auch so ähnlich verhalten, stammen Katzen wie die Hauskatze oder diverse Waldkatzen wie die norwegische Waldkatze nicht direkt von der europäischen Wildkatze ab. Die genetische Verwandtschaft zur afrikanischen Falbkatze ist deutlich größer.

Charakter und Lebensweise von Wildkatzen

Generell sind Wildkatzen sehr scheue Tiere. Das gilt zumindest in Bezug auf uns Menschen. Mit uns Menschen und unserer Lebensweise können die Wildkatzen nichts anfangen. Sie meiden uns und verlassen sogar dauerhaft ihr Versteck, wenn sie mitbekommen, dass es von Menschen entdeckt wurde.

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Aber auch sonst ist die Wildkatze nicht gerade für ihre Geselligkeit bekannt. Wildkatzen sind Einzelgängerinnen. Das Leben oder Jagen in einem Rudel ist ihnen fremd. Auch mit dem eigenen Nachwuchs ist so etwas wie eine Familie nicht vorgesehen. Etwa sechs bis acht Monate lang kümmert sie sich um die Kleinen, welche danach auf sich selbst gestellt sind und sich eigene Reviere suchen müssen.

Dafür ist die Wildkatze ein ortstreues Tier. Sie bleibt in ihrem Revier, bis sie stirbt oder vertrieben wird. Männliche Wildkatzen, in der Jägersprache übrigens nicht Kater, sondern Kuder genannt, durchstreifen ein Gebiet von bis zu 3.000 Hektar, Weibchen begrenzen ihr Revier auf etwa 800 Hektar. Üblicherweise streifen keine zwei Wildkatzen durch ein gemeinsames Gebiet, Überlappungen von Teilen von Revieren sind aber durchaus üblich.

Wildkatzen sind überwiegend nachtaktiv. Den Tag nutzen sie, um zu schlafen und sich zu regenerieren. Sobald die Dämmerung eintritt, geht die Waldkatze auf die Pirsch. Das Jagdverhalten ist katzentypisch. Wildkatzen sind schleichende Jäger. Sie lauern ihrer Beute auf, schleichen sich möglichst versteckt und unbemerkt an, um dann blitzschnell zuzuschlagen und die Beute mit einem Nackenbiss zu töten. Verzehrt wird die Beute meistens gleich an Ort und Stelle. Sollte die Wildkatze gerade keinen akuten Hunger haben, versteckt sie ihre Beute so gut wie möglich, um sie dann später zu verzehren.

Die Wildkatze ist ein prädestiniertes Raubtier. Wie so ziemlich alle Katzen kann sie in der Dunkelheit noch herausragend sehen. Ihr Geruchssinn ist sogar dem von Hunden überlegen. Zudem verfügen sie über ein recht großes Gehirn, weswegen sie als besonders intelligent gelten. Ihre Krallen und ihr Gebiss sind sehr stark ausgeprägt, sie reagiert blitzschnell und ist sowohl sehr wendig als auch kräftig.

Wie ernähren sich Wildkatzen?

Wildkatzen ernähren sich wie andere frei lebende Katzen auch. Auf dem Speiseplan stehen in Mitteleuropa vor allem kleine Beutetiere wie Ratten und Mäuse. Hasen und Kaninchen stehen eher selten auf dem Speiseplan der Wildkatze.

Generell orientiert sich der Speiseplan an den Tieren, die gerade als Beute da sind. In Schottland gibt es mehr Hasen und artverwandte Tiere, welche allein aufgrund ihres Vorkommens bei den schottischen Wildkatzen hoch im Kurs stehen. Pflanzen oder bereits tote Tiere (Aas) fressen Wildkatzen nur, wenn es sonst gerade absolut nichts anderes gibt.

Fortpflanzung von Wildkatzen

Die Paarungszeit der Wildkatze geht von Januar bis März, wobei sie sich auch mal einen Monat nach vorne oder hinten verschieben kann. Geboren werden die kleinen Wildkätzchen meistens im April oder Mai, nach etwa zwei Monaten Tragezeit.

Ein Wurf besteht aus einem bis vier Jungtieren, wobei es durchaus auch noch mehr sein können. Das ist allerdings verhältnismäßig selten. Normalerweise wirft eine Wildkatze einmal pro Jahr. Sollte der Wurf jedoch eingehen, kann die Wildkatze erneut schwanger werden und bis August / September einen zweiten Wurf zur Welt bringen.

Wie bei unseren Hauskatzen kommen Wild-Kitten blind zur Welt. Sie bleiben in etwa ein halbes Jahr bis acht Monate lang bei ihrer Mutter, bevor sie selbstständig und für sich selbst verantwortlich sind.

Obwohl unsere Hauskatzen von der Falbkatze und nicht von der Wildkatze abstammen, sind beide Arten genetisch kompatibel. Hauskatze und Wildkatze können sich paaren und gemeinsame Nachkommen in die Welt setzen. Solche Katzen werden dann als Hybride bezeichnet und Blendlinge genannt. Die Blendlinge sind ganz normale gesunde Katzen. Im Gegensatz zur dreifarbigen Glückskatze sind die Hybriden üblicherweise zur Fortpflanzung fähig.

Lebensraum der Wildkatzen

Wildkatzen bevorzugen Laub- und Mischwälder als Lebensraum. Reine Nadelwälder meiden sie, genau wie Gebiete, in denen viel Ackerbau betrieben wird. Wichtig sind den Tieren viele Versteckmöglichkeiten wie Baum- oder Felshöhlen. Wildkatzen sind überwiegend nachtaktiv und verbringen die Tage in ihrem Versteck. Die Höhlen brauchen sie nicht nur als Versteck für den Tag, sondern auch als sicheren Ort für die Geburt und den Aufzug ihres Nachwuchses.

Für die Jagd bevorzugen sie Randgebiete mit weiten Wiesen, auf denen sie auf Mäusejagd gehen.

Wie viele Wildkatzen in Deutschland leben, lässt sich nur schätzen. Letzte Schätzungen gingen von 1.700 bis 5.000 Tieren aus. Die Zählung ist vor allem deswegen so schwer, weil sich Wildkatzen so selten blicken lassen. Um überhaupt irgendwelche Werte zu bekommen, verteilen Forscher Stöcke, die sie mit Baldrian eingerieben haben. Wildkatzen stehen absolut auf Baldrian.

Sie werden von den Stücken angezogen und reiben sich daran. Dabei bleibt etwas Fell an den Stöcken hängen. Eine Genanalyse liefert Erkenntnisse darüber, ob es sich um die Haare einer Wildkatze handelt oder nicht.

Gefahren für die Wildkatze

Besonders viele Fressfeinde hat die Wildkatze bei uns nicht. Die größten Fressfeinde der Wildkatze sind der Luchs und der Wolf. Raub- und Greifvögel sehen in erwachsenen Wildkatzen nur selten eine interessante Beute. Ähnlich wie der Fuchs haben sie es eher auf die wehrlosen Jungtiere abgesehen.

Die größte Gefahr für die Wildkatze ist der moderne Mensch. Wildkatzen stehen unter Naturschutz und dürfen nicht gejagt werden. Trotzdem werden immer wieder Wildkatzen von Jägern erschossen. Das geschieht aber in der Regel nur aufgrund einer Verwechslung mit einer wild lebenden Hauskatze.

Besonders gefährlich ist für die Wildkatze auch der Straßenverkehr, welcher mit der allergrößten Gefahr für die Tiere zu tun hat: Die Zerstörung des natürlichen Lebensraums.

Das Problem ist, dass es in Deutschland nicht mehr allzu viele geeignete Lebensräume für Wildkatzen gibt. Siedlungsbau und Landwirtschaft drängt die Tiere immer weiter zurück. Große Lebensräume gibt es kaum noch, durch Straßenbau etc. werden die Gebiete voneinander getrennt. Vor allem Jungtiere werden häufig von Autos überfahren, wenn sie in der Dämmerung versuchen, die Straße zu überqueren, um ein geeignetes eigenes Revier zu finden.

Durch die Abspaltung der Lebensräume gibt es zahlreiche Gebiete, die jeweils nur von einer kleinen Wildkatzenpopulation bevölkert werden. So kommt es vermehrt zu Inzucht und die Krankheitsgefahr ist besonders groß. Populationen in relativer Siedlungsnähe sind von einer weiteren Gefahr bedroht. Wild lebende Hauskatzen können Krankheiten einschleppen, die eigentlich nur bei Haustieren vorkommen. Da den Wildkatzen die natürliche Immunität gegen viele solcher Krankheiten fehlt, können diese für sie sehr gefährlich werden.

Kann man Wildkatzen zähmen?

Nein, das gilt als absolut unmöglich. Solltest du irgendwo einer Wildkatze begegnen, verhalte dich ruhig und zieh dich zurück. Da Wildkatzen sehr scheu sind und Menschen meiden, ist eine Begegnung mit einer frei lebenden Wildkatze zwar unwahrscheinlich, aber absolut unmöglich ist es auch nicht.

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Dem Menschen gegenüber sind Wildkatzen sogar so skeptisch, dass sie ihr Versteck verlassen, sobald sie mitbekommen, dass Menschen es entdeckt haben. Sie verlassen das Versteck nicht nur, sie verlassen es endgültig und kommen nie wieder dorthin zurück. Allein schon deshalb ist es äußerst unwahrscheinlich, einer Wildkatze in der freien Natur zu begegnen.

Wie dem auch sei, die europäische Wildkatze gilt als unzähmbar. Das gilt auch für kleine Kitten. Wildkatzen gehen Menschen instinktiv aus dem Weg. Ein gefundenes Kitten wird auch bei guter Pflege so schnell wie möglich das Weite suchen.

Das trifft auch auf in Gefangenschaft geborene Tiere zu. In Zoos oder Wildparks brauchen Wildkatzen sehr große Gehege mit vielen Verstecken. Nur so fühlen sie sich wohl und sicher. Ihre Pfleger lassen sie nicht an sich ran. Es ist lediglich möglich, sie aus der Distanz zu beobachten, ansonsten verkriechen sie sich sofort wieder.

In Gefangenschaft geborene Wildkatzen sind in der Regel etwas toleranter dem Menschen gegenüber. Sie wachsen von der Geburt an mit ihnen auf und machen keine schlechten Erfahrungen mit ihnen. Mehr als eine Annäherung bis zu einer gewissen Distanz lassen aber auch diese Tiere nicht zu. Vor ihren Pflegern haben sie keine Angst, beim Füttern trauen sich gut gepflegte Wildkatzen auch mal bis zu zwei Meter an ihre Menschen ran.

Berühren dürfen die Pfleger ihre Wildkatzen aber trotzdem nicht, das lässt eine Wildkatze schlichtweg nicht zu.

Verletzte Wildkatze oder Wildkatzen-Kitten gefunden – Was tun?

Wie bereits erwähnt, ist es äußerst unwahrscheinlich, in der freien Natur einer Wildkatze zu begegnen. Wahrscheinlicher ist es, dass du bei einem Waldspaziergang auf eine verletzte Wildkatze triffst. Wenn du auf eine verletzte Wildkatze stößt, solltest du dich zurückhalten und dem Tier in keinem Fall zu nahe kommen. Wildkatzen sind an sich schon gefährlich, wenn die verletzte Katze auch noch verängstigt ist und Schmerzen hat, ist sie unberechenbar.

In so einem Fall rufst du am besten die Polizei an. Die Polizei kann dir sicher weiterhelfen und die richtigen Ansprechpartner kontaktieren, zum Beispiel den Förster oder die nächste Wildtierstation. Du solltest nicht versuchen, dich selbst um das Tier zu kümmern oder es selbst zu einem Tierarzt zu bringen. Damit gefährdest du dich und kannst dich sogar strafbar machen, da es sich um eine geschützte Art handelt. Selbiges gilt für tote Wildkatzen. Tote Wildkatzen sind in der Forschung sehr begehrt und sollten von befugten Personen eingesammelt werden.

Besonders heikel ist der Fund von kleinen Wildkätzchen. Kitten von Wildkatzen werden sehr oft mit Kitten von frei lebenden Hauskatzen verwechselt. Das führt häufig dazu, dass der Retterinstinkt aktiv wird und Leute die Kätzchen einsammeln, weil sie sie für Hauskätzchen halten, deren Mutter sie verlassen hat.

Wenn es sich um kleine Wildkätzchen handelt, ist die Mutter wahrscheinlich gerade auf Nahrungssuche. Du solltest dich vorsichtig von dem Nest entfernen, denn die Mutter wird nicht zu ihren Babys zurückkehren, solange du noch irgendwie in der Nähe bist. Solltest du dir unsicher sein, ob du es mit einem Wurf Wild- oder Hauskatzen zu tun hast, rufst du am besten ebenfalls die Polizei an, die dann eine zuständige Person vorbeischickt, welche sich darum kümmert.

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Carsten
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