Irina – Hilfe für Haustiere von Geflüchteten

ahlreiche Flüchtlinge aus dem Ukraine-Krieg bringen ihre Haustiere mit nach Deutschland. Ihre geliebten Katzen, Hunde, Meerschweinchen etc. lassen die Ukrainerinnen und Ukrainer nicht im Krieg zurück. Die Haustiere von Geflüchteten brauchen genauso dringend Hilfe wie die Menschen, die alles verloren haben. Hier zeigen wir dir, was eine Flucht für die Haustiere bedeutet und wie auch du den Haustieren von Geflüchteten aus der Ukraine helfen kannst. Ein Beispiel ist die Irina-Initiative für Tiere am Hauptbahnhof Berlin.

Krieg in der Ukraine: Menschen flüchten mit Haustieren

Krieg trifft vor allem die Schwächsten besonders hart. Mehrere Millionen Ukrainer und Ukrainerinnen sind bereits vor der Invasion Russlands aus ihrer Heimat geflohen und suchen in Europa Schutz. Die Solidarität der europäischen Gemeinschaft ist beispiellos, die Hilfsbereitschaft der Europäer kennt derzeit kaum Grenzen. Deutschland hat bisweilen mehrere hunderttausend Heimatvertriebene aus der Ukraine aufgenommen, täglich werden es mehr.

Wer dabei meist jedoch wenig Aufmerksamkeit bekommt, sind diejenigen, die nun wirklich am allerwenigsten dafür können, nicht verstehen, was passiert und sehr unter dem Krieg und der Flucht leiden. Es sind die Haustiere der Geflüchteten. Die meisten geflüchteten Ukrainer und Ukrainerinnen lassen ihr Haustier nicht zurück, sondern fliehen zusammen mit ihrer Katze, ihrem Hund, Kaninchen, Meerschweinchen, Vogel und noch vielen anderen Tieren nach Deutschland und in weitere Länder Europas.

Was bedeutet eine Flucht für Haustiere?

Eine Flucht ist bereits für Menschen ein traumatisches Erlebnis. Das was dort derzeit geschieht ist etwas, was wir uns in unserer Generation kaum vorstellen können. Stell dir vor, du lebst ein angenehmes und friedliches Leben. Du hast einen Job, eine Familie, ein Dach über dem Kopf und so ziemlich alles, was du brauchst.

Plötzlich hörst du Explosionen. Du siehst, wie Rauchsäulen über der Stadt aufsteigen. Du hörst das Rauschen von Kampfflugzeugen, das Pfeifen von Bomben bis sie einschlagen und detonieren. Alarmsirenen dröhnen, dir wird klar, dass du nicht bleiben kannst. Du erfährst, dass es überall in deinem Land so ist, in deiner Heimat.

Dieser Zustand dauert tagelang an, die Angst wird immer größer, die Einschläge kommen näher, du siehst Zerstörung, Elend, Leid. Dir wird klar, dass du dich, deine Familie und deine Haustiere, die schließlich ein fester Teil davon sind, in Sicherheit bringen musst. Mit etwas Glück hast du ein Auto, welches du mit allem, was hineinpasst, belädst. Das, was sich in dem Fahrzeug befindet ist der einzige Besitz, der dir noch bleibt. Alles Andere ist fort, vielleicht für immer.

Noch schlimmer ist es, wenn du nur das mitnehmen kannst, was du tragen kannst. Ein Rucksack mit den wichtigsten Gegenständen, eine Tasche mit Kleidung, deine Katze im Körbchen. Dann kommst du in ein Land mit einer anderen Kultur und einer fremden Sprache. Du hast nicht mal einen Ort zum Schlafen. Du bist dir der Situation bewusst, aber deine Katze?

Eine normale Zug- oder Autofahrt ist für sie schon stressig. Silvester bedeutet für Katzen oft auch riesigen Stress, allein aufgrund der Böller und Silvesterraketen. Was denkst du, wie es für sie sein muss, wenn Granaten und Bomben explodieren, die Erde bebt. Sie spürt auch deine Angst. Auf der Flucht ist sie nicht nur Stunden, sondern vielleicht tagelang in ihrer Transportbox eingesperrt.

Sie spürt überall Furcht, kann auf keine Katzentoilette. Spielen kann sie nicht, ruhige Streicheleinheiten sind ebenfalls nicht möglich. Es ist die ganze Zeit über laut und kalt. Und noch schlimmer: Frisches Wasser und Futter sind Mangelware. Und es wäre ja nicht so, als würde sie danach in ein gemütliches neues Revier mit Kratzbaum, Schlafplätzen, Leckerchen und so weiter kommen. Ihr geht es bei der Ankunft wohl erstmal so richtig „bescheiden“.

Wie kann ich Haustieren von Flüchtlingen aus der Ukraine helfen?

Es gibt viele Wege, wie du Haustieren von geflüchteten Ukrainerinnen und Ukrainern helfen kannst. Eine Möglichkeit ist natürlich, Tierheime mit freiwilligem Engagement, Sach- oder Geldspenden zu unterstützen. Zahlreiche Geflüchtete sehen keine Möglichkeit, sich direkt nach der Ankunft um ihr geliebtes Haustier zu kümmern. Ihnen kommt es darauf an, es gut versorgt und in sicheren Händen zu wissen.

Es in der Ukraine zurückzulassen, hat für diese Menschen keine Option dargestellt, doch wie soll man sich gut um seinen Hund oder seine Katze kümmern, wenn man selbst keine Ahnung hat, wo man die nächste Nacht verbringen soll? Das Haustier ins Tierheim zu geben ist da eine logische Möglichkeit. Dort ist der Liebling in Sicherheit und sobald die eigene Situation halbwegs geklärt ist, kann man es ja wieder zurücknehmen.

Die Tierheime platzen daher aus allen Nähten und können jede Hilfe gebrauchen. Das gilt vor allem für die in den Städten, in denen die Ukrainerinnen und Ukrainer in Deutschland ankommen.

Besonders dramatisch ist die Situation in Berlin. Der Großteil der Flüchtenden hat zunächst in Polen Schutz gesucht. Das Nachbarland der Ukraine hat derzeit bereits etwa drei Millionen Heimatvertriebene aufgenommen. Jetzt, wo du diesen Text liest, ist diese Zahl vermutlich bereits viel größer.

Für viele Menschen geht die Reise von Polen aus weiter nach Deutschland. Stand jetzt waren es ca. 300.000 Geflüchtete, und diese Zahl beziffert nur die registrierten Schutzbedürftigen. Die Hauptstadt ist von Polen nicht weit entfernt und somit die wohl größte Anlaufstelle in Deutschland für Menschen auf der Suche nach Hilfe, Hoffnung und einem neuen Leben.

Diejenigen, die mit dem Zug nach Deutschland fliehen, kommen größtenteils am Berliner Hauptbahnhof an. Dort gibt es nicht nur Hilfe für Menschen, sondern auch für ihre Haustiere. Wir möchten dir hier eine Hilfsorganisation vorstellen, welche dort aktiv ist und sich um Haustiere kümmert, die vor dem Krieg gegen die Ukraine in Sicherheit gebracht werden. Nachfolgend erfährst du, wie Hilfe für Haustiere von Geflüchteten in der Praxis funktioniert und wie du selbst helfen kannst, egal ob du vor Ort in Berlin helfen oder die Initiative anderweitig unterstützen möchtest.

Irina – Tierhilfe für Geflüchtete am Hauptbahnhof Berlin

Zugegeben, ich selbst habe mir Sorgen und Gedanken über die Flüchtlinge aus dem Ukraine-Krieg gemacht. Meine Sorgen und Gedanken galten dabei einzig und allein den Menschen, die ohne eigenes Verschulden alles verloren haben und dringend unsere Hilfe benötigen. Spätestens die Schreckensbilder des Kriegsverbrechens in Butscha und der zerbombten Großstädte sollten nun wirklich jedem Menschen verständlich machen, wovor diese Menschen fliehen und auch, warum die meisten wohl nicht nach zu Hause zurückkehren können. Ihr zu Hause existiert nicht mehr, es ist fort, für immer.

Woran ich jedoch nicht gedacht hatte, war die Situation der Haustiere, die ja noch viel hilfloser sind als die Menschen. Durch meine Arbeit für katze.org habe ich regelmäßig persönlichen Kontakt zu der Tierärztin Regina Korth. Von ihr erfuhr ich von der Irina-Initiative für Haustiere von Geflüchteten am Hauptbahnhof Berlin.

Die Irina-Initiative ist mehr oder weniger zufällig entstanden. Menschen haben am Hauptbahnhof Katzenfutter, Transportkörbe und Ähnliches für Haustiere in Not ausgegeben und um Spenden gebeten. Als Regina mit ihrem Bekannten Mike dort hinkam, um Spenden abzugeben, blieben sie um zu helfen und man kann sagen, dass sich die Sache verselbstständigt hat. Immer mehr Menschen, darunter auch zahlreiche Tierärzte, blieben stehen und fragten, wie sie helfen können.

Es dauerte nicht lang, bis aus dieser zufälligen Zusammenkunft ein Team von Freiwilligen wurde, welches im Hauptbahnhof Berlin rund um die Uhr auf freiwilliger Basis einen Stand betreibt, an dem Geflohene mit ihrem Haustier Hilfe bekommen. Es stehen öffentliche Katzentoiletten zur Verfügung, gespendetes Zubehör wie Leinen, Transportkörbe, Decken, Futter etc. wird an hilfsbedürftige Tiere verteilt und tiermedizinische Erstversorgung ist ebenfalls gegeben.

Spendenkarton Irina-Initiative
Anfangs noch ohne Stand. Die Spendenbereitschaft ist groß, doch es wird täglich immer mehr benötigt.

Im Gespräch erzählte mir Regina, wie es sich so entwickelt hat und wie die Arbeit vor Ort und hinter den Kulissen so aussieht. Katzen und kleine Hunde sind die Lieblingshaustiere der Ukrainerinnen und Ukrainer. „Die Ukrainer sind so tierlieb, die lassen ihre Haustiere nicht zurück. Sie kommen hier mit allen Arten von Tieren an, auch Meerschweinchen, Kaninchen, Reptilien oder sogar Vögel sind dabei“, berichtete die Tierärztin.

Vielen Tieren gehe es den Umständen entsprechend gut, was in diesem Fall bedeutet, dass sie vielleicht einfach nur dringend auf die Toilette müssen oder riesigen Hunger haben. „Aber es kommen auch sehr viele, die abgemagert sind, die sich eingekotet haben, verstört oder verletzt sind“, erzählte sie weiter. Diese Tiere brauchen Hilfe. „Es kommen Menschen, die haben ihre Katze gepackt, sie schnell unter ihre Jacke gesteckt und sind ohne alles geflohen. Wir brauchen für die Tiere alles, Transportboxen und Leinen ganz besonders“.

Natürlich wollte ich auch wissen, wie die Menschen auf den Stand und das Hilfsangebot von Irina reagieren und wie das alles überhaupt funktioniert, schließlich sprechen Regina und Mike selbst kein Ukrainisch. Das sei aber kein so großes Problem, denn „im Zweifel verständigt man sich mit Händen und Füßen, viele Ukrainerinnen und Ukrainer sprechen ja auch grundlegend Englisch. Am Anfang hatten wir einen Karton, auf den wir Katzenfutter geschrieben haben. Jemand kam vorbei, hielt an und schrieb spontan das ukrainische Wort für Katzenfutter darunter, damit die Geflüchteten das auch lesen können. Das war toll“, erzählte sie weiter.

„Die Menschen sind so dankbar, wenn sie gerade angekommen sind und uns sehen, kommen sie mit ihren Haustieren oft zuerst zu uns, anstatt sich um sich selbst zu kümmern. Ihr Haustier ist ihnen so wichtig, dass sie sich selbst hintenanstellen.“

Öffentliche Katzentoilette am Hauptbahnhof Berlin
Eine öffentliche Katzentoilette für Tiere auf der Flucht.

Klingt nach einer schönen uns sehr dankbaren Arbeit, aber diese hat auch manchmal Schattenseiten. Dort am Stand der Irina-Initiative zu helfen, heißt nicht, den ganzen Tag kleine Kätzchen zu kraulen, denn „es kommen auch eingekotete oder verletzte Tiere, die total verängstigt sind. Und auch die Menschen, du siehst eben auch viele Verzweifelte Menschen, bitterlich weinende alte Frauen oder frierende leidende Kinder. Manchmal braucht man wirklich ein dickes Fell, das muss man ertragen können“, beschreibt sie.

Aber es lohnt sich, das Positive und das Wissen, wirklich real zu helfen, ist viel mehr wert als alles andere. Das sehen nicht nur Regina und Mike so, sondern auch die anderen freiwilligen Helfer, die sich der Irina-Initiative für Haustiere von Geflüchteten aus der Ukraine angeschlossen haben.

Die Irina-Initiative am Hauptbahnhof Berlin hilft dabei nicht nur den Haustieren, sondern auch den Menschen. Der Fokus liegt klar auf den Tieren, die vor Ort versorgt werden können. Ist das nicht möglich, vermitteln sie auch Tierärzte, die Geflüchteten mit Haustieren kostenlos helfen. Die Menschen selbst werden am Stand über die Bestimmungen und Regeln für Haustiere informiert, beispielsweise über Impfungen oder die Leinenpflicht für Hunde.

Abseits der Tiere erhalten die Kriegsflüchtlinge Informationen, wie es für sie weitergehen kann. Das geht zwar nicht direkt, aber die Menschen erfahren, an wen sie sich wenden können und wo die entsprechenden Stellen sind. Regina: „Es ist unglaublich, das zu sehen. Die Menschen kommen gerade aus einem Kriegsgebiet, kümmern sich um ihre Tiere und fragen uns auch direkt, wo sie wohnen und Arbeit finden können, weil sie keine Almosen bekommen, sondern hier auch arbeiten wollen. Das können wir ihnen leider nicht direkt beantworten, aber wir zeigen ihnen, wer die richtigen Ansprechpartner diesbezüglich sind und wo sie diese finden können.“

Möchtest du der Irina-Initiative helfen?

Die Irina-Initiative ist auf fremde Unterstützung angewiesen. Hinter der Initiative steht keine größere Organisation. Auch einen Geldgeber gibt es nicht. Die Helferinnen und Helfer machen das alles freiwillig in ihrer Freizeit und opfern sich dort teilweise für die Haustiere aus dem Krieg gegen die Ukraine auf. Ohne Hilfe und Spenden können sie ihre Arbeit nicht fortführen.

Irina-Initiative Berlin Hunde
Tierliebe kennt keine Sprachen und Grenzen

Wenn du vor Ort helfen möchtest, informiere dich auf der Website der Irina-Initiative, melde dich an, schreib bei Fragen eine Mail oder benutz das Kontaktformular auf der Seite.

Du kannst auch sehr gerne Sachspenden leisten. Die Irina-Initiative wird von der Spendenbrücke Ukraine unterstützt. Spenden werden im zentralen Lager im Flughafen Berlin Tempelhof entgegengenommen. Dort freut man sich auch sehr über jede Spende, welche per Post kommt. Wenn du Tierbedarf übrig hast, den du gerne spenden möchtest, kannst du ihn an die unten stehende Adresse verschicken. Natürlich kannst du auch helfen, indem du benötigte Dinge im Internet bestellst und sie an die Spendenbrücke liefern lässt.

Wichtig ist, dass Dinge gespendet werden, welche auch wirklich benötigt werden. Die Tierfreunde vor Ort sehen mit eigenen Augen, was besonders dringend gebraucht wird. Damit die wertvollen Lagerflächen möglichst nicht von Sachen belegt werden, für die es höchstwahrscheinlich keinen Abnehmer gibt, bittet die Initiative darum, nur Sachen zu spenden, welche auf der regelmäßig aktualisierten Bedarfsliste stehen:

https://www.spendenbruecke-ukraine.de/faq/was-ist-der-genaue-bedarf-an-tierprodukten

Die Adresse der Annahmestelle für Spenden lautet:

Hangar 1
-Anlieferung Spendenbrücke-
Columbiadamm 10
12101 Berlin

Falls du etwas spenden und es persönlich den Helfern am Stand am Hauptbahnhof übergeben möchtest, dann ist das zwar wirklich super lieb gemeint und dir wird auch sehr gedankt werden, allerdings hast du vielleicht bereits gehört, dass Berlin beim Thema Brandschutz ein wenig anstrengend sein kann. Genau aus Gründen des Brandschutzes können vor Ort leider keine Spenden angenommen werden. Bring deine Spenden bitte zur oben genannten Adresse, sie werden definitiv an den Tierstand am Hauptbahnhof weitergeleitet werden.

Team Irina-Initiative
Ein Teil des Teams der Irina-Initiative: Tierhilfe mit Händen, Füßen und Pfoten

Wenn du überlegst, was du spenden könntest, findest du hier vielleicht etwas Inspiration. Wir haben mal ein paar benötigte Produkte zusammengestellt, wobei wir hauptsächlich nach dem Preis gegangen sind. Es geht nämlich vor allem um Masse. Ich wurde am Tag der Veröffentlichung dieses Artikels selbst Zeuge einer Spendenlieferung. Eine sehr tierliebe Frau wollte „etwas“ Futter spenden. Der Paketbote ächzte sehr, als er dieses „etwas“ in den Hausflur stellte, denn es handelte sich tatsächlich um etwa 300 Kilogramm Katzenfutter. Das ist tatsächlich in etwa so viel, wie die Irina-Initiative an einem Tag allein an Katzen verteilt.

Du siehst: Es wird viel gebraucht. Aber es zählt auch jede Kleinigkeit. Jeder Napf, jedes Leckerchen, jede Leine und jede Tüte Katzenstreu hilft und macht ein ukrainisches Haustier und dessen Halter*in ein wenig glücklicher.

Carsten
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