Katzen zusammenführen

Ginny hat die kleine Cloé schnell angenommen.

Du hast bereits eine Katze und möchtest dir eine zweite Katze zulegen? Dann viel Spaß und gute Nerven. Manchmal ist die Zusammenführung super einfach und die beiden verstehen sich sofort. Manchmal musst du aber auch drastische Maßnahmen ergreifen, damit die Zusammenführung von Erfolg gekrönt wird.

Da wir drei Katzen und die nicht alle gleichzeitig bekommen haben, haben wir selbst zwei Zusammenführungen durchgestanden, die beide unterschiedlich verliefen und uns am Ende sogar überrascht haben. Danach erfährst du, wie es auch ablaufen kann.

Katzen Zusammenführen: Junger Kater, noch jüngere Katze

Die erste erfolgreiche Zusammenführung war, als Ginny im Alter von etwa einem halben Jahr zu uns gezogen ist. Unser Kater Jack war damals zwischen zwei oder drei Jahre alt. Er hat sich prächtig entwickelt und war der absolute Herrscher über sein Revier. Er war kräftig im Sinne von muskulös und drahtig. Wie alle Katzen in dem Alter, hatte er natürlich jederzeit sehr viel Unsinn im Kopf. Man kann also festhalten, dass es ihm, so wie es war, sehr gut ging.

Dann kam Ginny. Ginny ist eigentlich das totale Gegenteil von Jack, sie ist die absolut menschenfixierte Schmusekatze, die auch in einem Haushalt mit vielen Kindern glücklich geworden wäre. Wie erwähnt, war sie etwas über ein halbes Jahr alt. Ihr ursprünglicher Halter ist am zweiten Weihnachtstag verstorben und die Angehörigen hatten schon so viele Katzen, dass sie sie nicht behalten konnten. Also kam sie zu uns.

Du kannst dir vermutlich schon vorstellen, was passiert ist, als eine fremde Katze das Revier des jungen Königstigers betrat, welcher außer seinen Eltern und den winzigen Geschwistern keine andere Katze kannte. Ginny kam freudig neugierig aus ihrem Transportkorb getapst und hat sich erstmal die ganze Wohnung angeschaut. Jack wusste gar nicht mehr was los war und ist ihr hinterhergetapst. Als ihm dämmerte, dass das ein Dauerzustand werden könnte, zog er in eine epische Schlacht.

Er sah sofort sein Revier in Gefahr und hat sie gejagt. Er fauchte, knurrte und grunzte so intensiv, dass ich da erst gelernt habe, zu was für Geräuschen Katzen alles fähig sind. Ginny ist natürlich auf und davon und hat sich unter einen Sessel geflüchtet, bei dem sie nur zwei Seiten zur Verteidigung abdecken musste. Und natürlich hat sie ihm auch lauthals zu verstehen gegeben, dass ihr das jetzt irgendwie unangenehm ist.

Gelegentlich ist sie entkommen, wobei er sie natürlich wieder direkt gejagt hat. Da er kräftiger und schneller war als sie, kam es entsprechend oft zu größeren Auseinandersetzungen, beide haben gebrüllt und sind wie ein brüllender Klumpen Fell durch die Wohnung gerollt. Das sah richtig brutal aus und wir haben schon mit dem Gedanken gespielt, sie zu trennen und Ginny im Zweifel weiterzuvermitteln.

Was wir daraus gelernt haben: Lass die Katzen machen. Das ist ganz normales Revierverhalten. Auch wenn es dir nicht nur in den Ohren, sondern auch im Herzen wehtut, das müssen die untereinander klären. Wenn du dazwischen gehst, holst du dir sowieso nur sehr fiese Kratzwunden. Du solltest erst dazwischen gehen, wenn wirklich Blut fließt und sich die Katzen ernsthaft verletzen. Dann ist es allerhöchste Eisenbahn. Ansonsten musst du eben einfach da durch. Hilft ja alles nichts.

Als sie beide müde waren, hat Jack sich verkrochen und immer gefaucht, wenn auch nur irgendjemand in seine Nähe kam. Er hatte den Kaffee wirklich auf. Sie hingegen hatte die Zeit, um uns Menschen näher kennenzulernen. Da die Wohnung ziemlich klein war, war ich von der Idee einer zweiten Katze zunächst nicht ganz so begeistert. Als sie dann aber abends ins Bett gekommen ist und sich auf meiner Brust eingerollt hat, hat sie mich aber ganz schnell um den Finger gewickelt und im Nachhinein war es eine super Entscheidung.

Nach wenigen Tagen war die Luft auch schon nicht mehr so dick. Jack hat noch etwas gefaucht, wenn sie ihm zu nahe gekommen ist, aber ansonsten war wieder alles gut. Er hatte uns diese Veränderung verziehen. Nach ein paar Wochen hat er sich auch mit ihr abgefunden, ihr aber klar gemacht, dass er hier der Chef ist. Im Laufe der Zeit hat sich das geändert. Sie ist mittlerweile größer als er und die Katze, die als erste fressen darf. So richtig lieben tun sie sich nicht, sie ignoriert ihn und ist absolut menschenfixiert. Er will gerne raufen, aber sie macht das nicht mit. Wenigstens wurde eine friedliche Koexistenz vereinbart.

Zusammenführung: Ein Kitten und zwei ältere Katzen

Cloé ist unsere dritte Katze. Mittlerweile sind wir in eine größere Wohnung umgezogen und Jack war nun auch etwa acht Jahre alt, Ginny entsprechend an die zwei Jahre jünger. Nun begab es sich zu einer Zeit, in der ein Arbeitskollege meiner Frau bei einem Kunden eine schwangere Katze gefunden hat. Alle Kitten waren schon anderen Leuten versprochen. Bei zwei Kitten sind die Leute kurzfristig abgesprungen. Da sie die kleinen Wichte sonst einfach ausgesetzt hätten, hat er sie mitgenommen und eines meiner Frau übergeben. Eine kleine schwarze Katze im Alter von acht Wochen.

Nun kennen wir unsere Miezen ja. Bei Ginny hatten wir keine großen Bedenken, wir gingen davon aus, dass sie die Kleine wie eine Mama unter ihre Fittiche nimmt. Das Problem war eher Jack, der sich mit der Zeit verändert hatte. Er hatte es nicht so mit anderen Katzen und ist auch fremden Menschen gegenüber vorsichtiger geworden. Bevor er rauskommt, versteckt er sich eher. Zudem ging er spielerisch häufig mal auf kräftig Ginny los und wir dachten, dass das sehr gefährlich werden kann, denn wenn er Ginny mittlerweile eigentlich nur toleriert, was macht er dann, wenn eine kleine schwache fremde Katze bei uns einzieht?

Wir haben uns jeweils eine Woche Urlaub genommen, damit für die nächsten zwei Wochen rund um die Uhr jemand zu Hause ist. Wir haben uns viele Gedanken gemacht, bestenfalls wäre er angefressen und würde sie ignorieren, nachdem er alles und jeden ein paar Tage bis Wochen angefaucht hätte. Im schlimmsten Fall hätte er sie auch angreifen und töten können. Wir haben extra in der ganzen Wohnung Decken verteilt, falls wir sie trennen und ihn erstmal ins Bad sperren müssen. Die Decken waren zum Einwickeln gedacht, da er sich wahrlich zu wehren weiß, auch wenn er normalerweise ein sehr fairer Kämpfer ist. Das war in dieser Situation aber eher unwahrscheinlich.

Dann kam der große Tag. Die kleine kam an und war noch richtig winzig. Sie war in etwa so groß wie der Controller einer aktuellen X-Box oder Playstation. Ihr Körper war so lang wie eine kleine Dose Energydrink. Genau wie Jack damals, ging sie erstmal auf Toilette und ließ sich argwöhnisch beobachten. Solche Szenen sind uns ja vertraut.

Natürlich hat Jack auch versucht, sie zu verjagen. Aber dank des Kitten-Bonus war er bei weitem nicht so aggressiv wie bei der größeren und zum Zeitpunkt der Zusammenführung älteren Ginny (im Vergleich zu Cloé). Er hat sich dann wieder verkrochen und war maulig. Ginny hat die Kleine ein paar Mal beschnuppert und beschlossen, dass Menschen die besseren Haustiere sind. Ich war in der ersten Woche mit Aufpassen dran. Die erste Nacht habe ich kaum geschlafen, weil ich befürchtete, Jack könnte auf sie losgehen, während wir schlafen.

Alles war ruhig. Die zweite Nacht war schon entspannter. Der Morgen danach war die Wucht in Tüten. Ich komme ins Wohnzimmer und Jack und Cloé spielten miteinander. Er hat ihr beigebracht zu kämpfen. Dabei hat er immer eine Pfote auf ihren Kopf gelegt und als er sie weggenommen hat war das ihr Signal, anzugreifen. Sie durfte ihn auch durch die Wohnung jagen, wobei er immer wieder nach hinten geschaut hat, wie weit sie entfernt ist. War sie weit genug weg hat er abgebremst, damit sie das Gefühl hat, ihn noch erwischen zu können.

Mittlerweile sind die beiden beste Freunde und spielen jeden Tag miteinander. Kein Morgen vergeht, ohne dass wir einen Showkampf geliefert kriegen. Cloé ist inzwischen fast zwei Jahre alt.

So kann es auch gehen, beide Zusammenführungen haben super funktioniert. Dass es am Anfang Stress gibt ist absolut normal. Du solltest halt nur stets ein Auge auf die Katzen haben. Wenn der Kampf blutig wird, solltest du unbedingt dazwischen gehen. Für den Fall, dass es richtig hart wird, solltest du Lederhandschuhe und -jacke in Reichweite haben, damit du nicht zu sehr verwundet wirst, wenn du dazwischen gehst.

Die Katze, die du erwischt hast, wird festgehalten und kommt in einen anderen Raum, der sofort verschlossen wird. Es gilt, dass sich die Katzen abregen müssen. Einer verletzten Katze näherst du dich vorsichtig. Wenn das Blut nicht wirklich fließt, kannst du ihr etwas Zeit zum runterkommen geben, bevor du dir die Wunden anschaust. Tropft das Blut aus den offenen Wunden heraus, solltest du umgehend einen Tierarzt aufsuchen.

Wenn du derartige Probleme bei der Zusammenführung hast, ist das folgende Kapitel für dich sicher interessant.

Probleme bei der Zusammenführung mehrerer Katzen

Wir hatten mit unseren Katzenzusammenführungen wirklich großes Glück gehabt. Vor allem, dass unser „asozialer“ Jack nach zwei Nächten mit der Kleinen spielt als wäre er der leibliche Vater, hätten wir selbst in den positivsten Vorstellung niemals gedacht. So sind alle Katzen glücklich, und wir natürlich auch. Ginny hat weiter ihre Ruhe und Jack hat eine kleine Raufkumpanin, auf deren körperliche Unterlegenheit er große Rücksicht nimmt.

Aber es ist nicht immer so einfach. Im Internet findest du zahlreiche Horrorgeschichten, bei denen es Mord und Totschlag gegeben hat und in denen die Katzen jeweils ihre eigenen Terrorregimes aufgebaut haben. So schlimm muss es nicht kommen, wenn du gleich am Anfang richtig agierst.

Wie bereits erwähnt, solltest du erst einschreiten, wenn Blut fließt. Revierkämpfe gehören bei Zusammenführungen zur Tagesordnung. Nicht gleich bei der ersten Verletzung ist klar, dass sich die Tiere niemals verstehen werden. Es kann auch sein, dass eine Katze es mit der Koordination oder Kraft übertrieben hat. Katzen sind nicht wie Löwen, die bis auf den Tod um die Vorherrschaft über das Rudel kämpfen. Die Kämpfe hören sich schlimm an und sehen auch sehr brutal aus, sind aber meist deutlich harmloser als sie den Eindruck machen.

Dass sich Katzen bekriegen ist bei einer Zusammenführung normal, vor allem in den ersten Stunden. Wenn Sie abends müde werden und aufhören, ist das ein ganz gutes Zeichen. Dauern die Anfeindungen an, ist es wohl besser, sie über Nacht voneinander zu trennen. Jede Katze wird in einem separaten Zimmer eingeschlossen. Dabei solltest du selbstverständlich darauf achten, dass in jedem Zimmer Futter, Wasser und eine Katzentoilette vorhanden ist. Du brauchst auch nicht extra ein zweites Katzenklo zu kaufen. Übergangsweise tut es auch eine einfache Plastikwanne.

Am nächsten Morgen lässt du beide wieder aufeinander los. Wichtig ist, dass du dabei bist. Nur dann kannst du sehen, wie sich die Machtverhältnisse verschieben und ob Intensität sowie Häufigkeit von Kämpfen abnehmen. Wird es nicht besser, werden sie wieder über Nacht getrennt. Sobald sie sich kaum mehr in den Haaren haben, solltest du mit der Trennung aufhören. Etwas anzicken ist normal.

Stell dir einfach vor, du bekommst einen Platz in einem Studentenwohnheim und dir wird ein Mitbewohner zugeteilt. In den seltensten Fällen kommt ihr sofort perfekt miteinander aus. Es dauert eine Weile, bis ihr euch an eure Verhaltensmuster und Macken gewöhnt habt.

Allerdings gibt es auch Fälle, bei denen scheint kein Frieden möglich und eine dauerhafte Zwei-Staaten-Lösung ist auch nicht gerade das Gelbe vom Ei. Wenn du handwerklich geschickt bist, kannst du einen Rahmen in der Größe einer Tür bauen und ihn mit Katzennetzen bespannen. Dann nimmst du eine Tür raus, schraubst die Scharniere ab und montierst sie an dem Rahmen. Jetzt hängst du die Ersatztür ein. Verschließen kannst du sie mit einem handelsüblichen Gartentorschloss.

Die beiden Katzen sind jetzt getrennt und können sich nicht mehr richtig angreifen. Kämpfe sind nur noch möglich, wenn sie die Pfoten durch die Maschen stecken. Die Verletzungsgefahr ist verschwindend gering, denn jede Katze kann sich einfach zurückziehen.

Der Gedanke hinter dieser Lösung ist, dass sich die Katzen aneinander gewöhnen können. Sie können sich sehen und die Gerüche des jeweils anderen aufnehmen. Irgendwann werden sie des kämpfens müde und es interessiert sie viel mehr, was es auf der anderen Seite zu entdecken gibt. Haben die Kämpfe aufgehört, kannst du die Tür mal offen lassen. Wahrscheinlich wird man sich auf eine Koexistenz geeinigt haben, man beäugt sich gegenseitig vielleicht noch etwas skeptisch oder faucht sich an. Aber das Gröbste sollte dann vorbei sein. Wird es wieder schlimm, trennst du sie erneut. Ansonsten lässt du die Tür mal offen und wenn alles soweit gut verläuft, kannst du deine normale Tür wieder einhängen.

Sollte das nicht klappen, ist immer noch nicht aller Tage Abend. Bekämpfen sie sich weiterhin, kannst du einen Schritt weiter gehen. Die Katzen sind in ihren Zimmern hoffentlich mit Kissen und Decken ausgestattet, auf denen sie sich einrollen können. Du tauscht nach und nach die benutzten Decken bzw. Kissen aus. Katze A kriegt die Decke von Katze B und umgekehrt.

Es kann durchaus sein, dass die „neue“ Decke abgelehnt wird. Wenn alles ausgetauscht worden ist, hat die Katze kaum noch eine andere Wahl. Vermutlich ist es ihr auf dem Boden irgendwann zu ungemütlich und sie rollt sich auf der nach der anderen Katze riechenden Decke ein. Fühlt sie sich dort wohl, behältst du den Status quo noch ein paar Tage bei. Haben sich beide Katzen mit dem Geruch des Rivalen angefreundet oder zumindest abgefunden, kannst du zum finalen Test übergehen.

Wenn dir noch unwohl dabei ist, die Katzen zusammenzuführen, kannst du die Netztür wieder einbauen. Das Gekämpfe sollte sich auf ein Minimum reduziert haben. In diesem Fall kannst du die Tür bald auflassen. Sie gewöhnen sich aneinander. Gehen sie aber gleich wieder mit voller Gewalt aufeinander los, hast du den Krieg leider verloren. Dann solltest du ernsthaft drüber nachdenken, die neue Katze weiterzuvermitteln.

Carsten
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