Tierarzt werden: Veterinärmedizin studieren

Tierarzt werden
Um Tierarzt zu werden, musst du Veterinärmedizin studieren

Für viele Menschen ist Tierarzt ein Traumberuf. Den ganzen Tag mit Tieren zu arbeiten und kranken Tieren zu helfen ist ein Gedanke, der die Herzen vieler Tierliebhaber höher schlagen lässt. Um Tierarzt zu werden, musst du ein Studium der Veterinärmedizin absolvieren. Hier möchten wir dir erklären, was es mit dem Beruf des Tierarztes konkret auf sich hat, wie du herausfindest, ob du für den Job geeignet bist und natürlich, was dich auf deinem Weg, Tierarzt zu werden, alles erwartet.

Was erwartet mich als Tierarzt? Bin ich geeignet?

Bevor es hier konkret wird, solltest du dir darüber klar werden, ob du persönlich bereit bist, den Job des Tierarztes auszuüben. Wir gehen mal davon aus, dass du dich für den Beruf interessierst, weil du Tiere über alles liebst und ihnen helfen möchtest. Das ist zumindest der häufigste Grund, den Tierärzte angeben, wenn man sie danach fragt, warum sie sich dazu entschieden haben, das zu tun, was sie tun.

Allerdings gehen auch viele Menschen mit einer falschen Vorstellung in das Studium. Tierarzt ist ein Beruf, der sehr gerne romantisiert wird. Nach dem Studium leiht man sich Kapital für eine eigene Praxis. Darin ist man den ganzen Tag von süßen Tieren umgeben, die man nach und nach gesund pflegt und am Abend geht es glücklich und entspannt zurück nach Hause.

Die Realität sieht jedoch oftmals ganz anders aus. Hier geht es um die Frage, ob du wirklich das Zeug hast, dauerhaft als Tierarzt zu arbeiten. Verstehe das bitte nicht falsch, hier will dir niemand deinen Berufswunsch schlecht- oder ausreden. Du musst dir nur bewusst sein, dass Tierarzt ein wahrhaftiger Knochenjob sein kann.

Es gibt mit Sicherheit viele schöne Tage, an denen alles funktioniert, es keinen Stress gibt und alle Patienten die Hilfe erhalten, die sie brauchten. An solchen Tagen ist Tierarzt mit Sicherheit ein wunderschöner Beruf. Dann gibt es aber auch noch Tage, an denen alles anders läuft.

Die Praxis platzt aus allen Nähten. Alles ist laut und stressig. Du behandelst die Tiere nur noch wie am Fließband. Du vermittelst gerade einer Familie, dass ihre Katze unheilbar krank ist und eine Einschläferung das Beste für sie wäre. In dem Moment knallt die Tür auf, jemand ruft „Notfall“ und schiebt einen Hund mit einer klaffenden Bauchwunde herein, um welche du dich umgehend kümmern musst. Das dauert seine Zeit und natürlich ist da wieder mindestens dieser eine Patient, der dich anschließend zusammenfaltet, weil er mit seinem kranken Tier so lange warten musste.

Es gibt zahlreiche Situationen, die unheimlich belastend sein können. Tiere zu erleben, denen du nicht mehr helfen kannst, gehört sicherlich mit dazu. Auch du wirst es nicht vermeiden können, Patienten einschläfern zu müssen. Und es wird vorkommen, dass dir ein Patient unter den Händen weg stirbt. Leider gehört es auch dazu, dies den Haltern zu vermitteln. Nicht jeder Mensch kommt auf Dauer mit so etwas klar.

Das Leben als Tierarzt ist nicht immer sonderlich appetitlich. Du wirst es oft mit blutigen, vielleicht auch eiternden Wunden zu tun haben. Eine empfindliche Nase solltest du auch nicht haben. Es wird in jeder erdenklichen Art Kontakt mit Körperflüssigkeiten und sonstigen Ausscheidungen geben, Blut, Urin, Kot, Erbrochenes und was sonst noch so aus einem Tier herausholen lassen kann.

Wir möchten nur, dass du auch über die negativen Seiten des Jobs nachdenkst. Tierarzt ist nicht nur ein Beruf. Vielmehr handelt es sich um eine Berufung. Du musst einfach dafür gemacht sein. Wenn du das bist, dann lass dich von niemandem davon abbringen.

Wie sind die Berufsaussichten für Tierärzte?

Die Berufsaussichten für Veterinärmediziner gelten als sehr gut. Mit dem Studium kannst du nicht nur Tierarzt werden, sondern in vielen Bereichen arbeiten. Wenn du deinen Doktor machst, kannst du in die Forschung gehen. Auch in der freien Wirtschaft gibt es zahlreiche Unternehmen, welche einen Veterinärmediziner benötigen. Denk da einfach mal an die Pharmaindustrie oder Hersteller von Katzenzubehör, Streu, Futter und so weiter.

Das Hauptziel der meisten Studenten der Veterinärmedizin ist sicherlich die Arbeit als Tierarzt. Du kannst dich selbstständig machen oder versuchen, einen Job in einer Tierarztpraxis oder Tierklinik zu bekommen. Veterinärmedizin wird als Studienfach nur von wenigen Universitäten in Deutschland angeboten. Aktuellen Statistiken zufolge liegt die Beschäftigungsquote von Tiermedizinern bei weit über 90 Prozent.

Tierarzt werden: Veterinärmedizin studieren

Um als Tierarzt arbeiten zu dürfen, musst du ein Studium der Veterinärmedizin erfolgreich abgeschlossen haben. Veterinärmedizin gehört zu den härteren Studienfächern. Die Regelstudienzeit beträgt 11 Semester, also 5 ½ Jahre. Laut einer Studie der AOK ist Tiermedizin der Studiengang mit der größten Stressbelastung.

Das Studium ist auch nicht besonders billig. Grundlegend kostet ein Studium der Tiermedizin nicht mehr als jedes andere Studium mit vergleichbarer Studienzeit. Es geht vielmehr um die Fachliteratur. Wenn diese immer aktuell sein muss, kann das richtig ins Geld gehen, wenn die Universitätsbibliothek nicht genügend aktuelle Exemplare für alle hat.

Das Studium ist durch die Verordnung zur Approbation von Tierärztinnen und Tierärzten (TAppV) geregelt. Das bedeutet, dass es egal ist, an welcher Hochschule du studierst, die Studieninhalte sind überall gleich.

Wo kann ich Tiermedizin studieren?

Das Angebot an Studiengängen im Bereich Veterinärmedizin ist relativ übersichtlich. Aktuell bieten nur fünf Universitäten den Studiengang an. Hier kannst du Tiermedizin studieren:

Welche Voraussetzungen muss ich mitbringen?

Für ein Studium der Veterinärmedizin brauchst du selbstverständlich die Hochschulreife. Du brauchst demnach ein Abitur oder du erwirbst die Hochschulreife durch berufliche Qualifikation.

Veterinärmedizin wird an nur wenigen Universitäten gelehrt. Die Anzahl an Studienplätzen ist demnach nicht besonders üppig. Hinzu kommt, dass Tiermedizin ein sehr beliebtes Studienfach ist. Es gibt folglich deutlich mehr Bewerber als freie Plätze. Der Numerus Clausus (NC), liegt meist so um die 1,5. Das heißt, dass du ein wirklich sehr gutes Abitur haben musst. Mit Wartesemestern kannst du deine Chancen verbessern, denn diese werden dir auf deine Abiturnote angerechnet.

Die Studienplatzvergabe wird zentral geregelt. Dein Ansprechpartner ist das Portal Hochschulstart.

Das Studium wird dir viel abverlangen. Du brauchst vor allem naturwissenschaftliche Talente und Fähigkeiten. Das solltest du am besten von Anfang an mitbringen:

  • Analytisches Denken
  • Belastbarkeit
  • Empathie
  • Flexibilität
  • Gute Englischkenntnisse
  • Kenntnisse in Latein
  • Medizinisches Grundverständnis
  • Naturwissenschaftliches Verständnis
  • Sehr gutes Verständnis in Biologie, Chemie und Physik
  • Tierliebe

Wie läuft das Studium ab?

Grundlegend läuft das Studium der Tiermedizin an allen Universitäten gleich ab. Das Studium besteht aus zwei Teilen, dem vorklinischen und dem klinischen Teil. Der vorklinische Teil dient der Vermittlung der Grundlagen der Tiermedizin. Hier geht es überwiegend theoretisch zu. Du bekommst es mit folgenden Fächern zu tun:

  • Anatomie
  • Biochemie
  • Botanik der Futter-, Gift- und Heilpflanzen
  • Chemie
  • Embryologie
  • Genetik
  • Histologie
  • Physik
  • Physiologie
  • Tierzucht
  • Zoologie

Um den vorklinischen Teil abzuschließen, musst du zwei Prüfungen bestehen. Nach den ersten zwei Semestern ist das Vorphysikum an der Reihe. Nach dem vierten Semester legst du dein Physikum ab.

Die nun folgenden sieben Semester sind der Praktik gewidmet. Es handelt sich um den klinischen Teil des Studiums, in dessen Rahmen du auch diverse Praktika absolvieren musst. Der klinische Teil umfasst folgende Fächer:

  • Anästhesiologie
  • Arznei- und Betäubungsmittelrecht
  • Bakteriologie
  • Berufs- und Standesrecht
  • Chirurgie
  • Ethologie
  • Fleischhygiene
  • Geflügelkrankheiten
  • Gerichtliche Veterinärmedizin
  • Infektionsepidemiologie
  • Innere Medizin
  • Klinische Propädeutik
  • Lebensmittelhygiene
  • Lebensmittelkunde
  • Milchkunde
  • Mykologie
  • Parasitologie
  • Pathologie
  • Pharmakologie
  • Radiologie
  • Reproduktionsmedizin
  • Tierernährung
  • Tierhaltung
  • Tierhygiene
  • Tierschutz
  • Tierseuchenbekämpfung
  • Toxikologie
  • Virologie

Zahlreiche Praktika sind ein integraler Bestandteil des Studiums. Und natürlich darfst du dir aussuchen, wo du deine Praktika absolvierst. Allerdings schreibt die TAppV vor, wie lange du in welchem Bereich arbeiten musst. Grundlegend sind 70 Stunden in Landwirtschaft, Tierzucht und Tierhaltung vorgeschrieben. Damit du auch genügend praktische Erfahrung in den verschiedenen Bereichen sammeln kannst, sieht die TAppV folgende Praktika vor:

  • 150 Stunden in 4 Wochen in einer Tierarztpraxis nach dem 5. Fachsemester
  • 75 Stunden in 2 Wochen in der Lebensmittelkontrolle nach dem 7. Fachsemester
  • 100 Stunden in 3 Wochen in der Schlachttier- und Fleischuntersuchung nach dem 8. Fachsemester
  • 75 Stunden in 2 Wochen im öffentlichen Veterinärwesen nach dem 8. Fachsemester
  • 700 Stunden in 16 Wochen in einer Tierarztpraxis nach dem 8. Fachsemester

Wenn du das alles hinter dir hast, legst du zum Abschluss deine Staatsprüfung ab. Wenn du sie bestehst, bekommst du dein Staatsexamen und hast endlich dein Ziel erreicht: Du bist staatlich anerkannte(r) Tierarzt bzw. Tierärztin.

Kann ich Veterinärmedizin im Fernstudium studieren?

Nein. Veterinärmedizin ist, wie auch das Studium der Humanmedizin, ein reines Präsenzstudium. Für ein Fernstudium ist die Ausbildung zu praxislastig und würdest du deine Katze wirklich ernsthaft einem Arzt anvertrauen, der sich mehr oder weniger alles selbst beigebracht hat?

Wenn du ein richtiger Tierarzt werden möchtest, kommst du um ein klassisches Studium nicht herum. Alternativ kannst du vergleichbare Berufe an einer Fernuniversität erlernen. Eine Möglichkeit wäre eine Ausbildung zum Tierheilpraktiker. Als Tierheilpraktiker behandelst du deine Patienten mit alternativen Behandlungsmethoden.

Du kannst dich als Tierheilpraktiker mit einer eigenen Praxis selbstständig machen. Dein Arbeitsalltag ähnelt dem eines Tierarztes. Du untersuchst und behandelt Tiere, verfügst jedoch nicht über eine Zulassung als Arzt bzw. Mediziner. Operationen darfst du zum Beispiel nicht durchführen. Medikamente verschreiben darfst du ebenfalls nicht. Davon ausgenommen sind homöopathische Mittel.

Ein Fernstudium dauert im Schnitt etwa 20 bis 24 Monate. Die Regelstudienzeit kann sich von Fernuni zu Fernuni unterscheiden. Der Studiengang ist nicht gesetzlich reglementiert. Du solltest dich daher im Vorfeld über die Inhalte der einzelnen Kursangebote informieren.

Der Tagesablauf eines Tierarztes

Der Alltag eines Tierarztes lässt sich im Grunde ganz einfach zusammenfassen. Er bereitet sich morgens auf den Tag vor, öffnet die Praxis, arbeitet als Tierarzt, erledigt den Papierkram und geht wieder nach Hause.

Das Schöne an diesem Beruf ist, dass es so etwas wie einen festen Tagesablauf nicht geben kann. Klar, du kannst eine bestimmte Struktur vorgeben, indem du neben offenen Sprechzeiten auch Termine vergibst. Allerdings wird das nicht lange gutgehen. Jedes Tier ist anders und jederzeit kann ein Notfall dazwischenkommen.

Es wird Tage geben, an denen nicht besonders viel los ist und du nur unproblematische Patienten hast. Es wird aber auch Tage geben, da geht alles drunter und drüber inklusive vollem Wartezimmer und akuten Notfällen, die schnellstmöglich behandelt werden müssen.

Wenn du einen Beruf ausüben möchtest, der dir die größtmögliche Struktur und Planungssicherheit gibt, ist Tierarzt vielleicht doch keine so gute Wahl.

Sollte es jedoch dein Ding sein, jeden Tag als eine neue Herausforderung zu betrachten und dich im Zweifel innerhalb von Sekundenbruchteilen auf eine neue Situation einzustellen, dürftest du, bist du als Tierarzt wahrscheinlich voll in deinem Element.

Was verdient man als Tierarzt?

Die Höhe des Gehalts ist von mehreren Faktoren abhängig. Einer davon ist zum Beispiel die Region. Auch die Berufserfahrung hat Einfluss auf deinen Verdienst. Und natürlich hängt die Bezahlung auch mit der konkreten Stelle und der Größe des Arbeitgebers zusammen.

Als angestellter Tierarzt kannst du mit einem Einstiegsgehalt von rund 2.000 bis 2.500 Euro brutto rechnen. Dass sich Erfahrung häufig auszahlt, trifft auch auf Tierärzte zu. Mit der Zeit sammelst du immer mehr Berufserfahrung und kannst auf höhere Gehälter hoffen. Ein erfahrener Tierarzt verdient im Schnitt um die 3.000 Euro brutto pro Monat.

Carsten
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