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Katzen sind Einzelgänger und Opportunisten, sie halten sich an den Menschen, der sie füttert. So ist die landläufige Meinung. Aber wie steht es um die Bindung zwischen Katzen und Menschen wirklich? Wie gut erkennt dich deine Katze tatsächlich? Warum werden manche Katzen mit ihren Menschen einfach nicht warm? Können Katzen Trennungsangst haben? Derartige Fragen beantworten wir in diesem Artikel und lassen auch die Wissenschaft zu Worte kommen.
Das Verhältnis zwischen Katze und Mensch
Hunde reißen sich quasi um Menschen. So ziemlich jeder Hund braucht eine Bezugsperson, welcher er aufs Wort gehorcht und ewige Treue schwört, wenn er anständig behandelt wird. Katzen hingegen gelten als Einzelgänger, die hauptsächlich etwas zu fressen haben möchten.
In der Natur ist es im Grunde ja auch so. Hunde stammen von den Wölfen ab, die in Rudeln unterwegs waren bzw. es heute noch sind. Sie leben und jagen zusammen, Einsamkeit tut ihnen nicht gut. Katzen hingegen jagen ihre Beute allein und teilen sie auch nur sehr ungern.
Gegenüber Menschen verhalten sich Katzen ähnlich, es kann sein, dass deine Katze dich tagelang ignoriert und sich nur für dich interessiert, wenn du den Napf befüllst. Das ist gar nicht so unüblich, jede Katze hat ihren eigenen Charakter, manche sind absolut anhänglich und verschmust, andere verhalten sich dagegen eher distanziert.
Es kann auch gut sein, dass deine Katze deinem Partner oder deiner Partnerin gegenüber besonders offen agiert und sich bei dir nicht ganz so wohlzufühlen scheint. Das gilt natürlich auch umgekehrt. Ein Grund kann sein, dass sich eine Person zu wenig um die Katze kümmert. Spielst du viel mehr mit ihr, nimmst dir Zeit für Fellpflege und so weiter, ist es wahrscheinlich, dass sie dich bevorzugt.
Aber vielleicht ist es auch nur eine Charaktersache. So bin ich die Bezugsperson unserer Ginny, sie hat mich scheinbar einfach ausgesucht, während Jack im Notfall zu meiner Frau gehen würde. Das ist so ähnlich wie mit deinem Freundeskreis. Du magst sicher alle diese Leute sehr gern, sonst wären sie ja nicht deine Freunde. Aber wenn ein Notfall eintritt, weißt du bestimmt, wen du als erstes anrufen würdest.
Wie kann ich das Verhältnis zu meiner Katze verbessern?
Hast du das Gefühl, deine Katze mag dich nicht oder akzeptiert dich nur als Dosenöffner? Dann könntest du folgendes versuchen.
Erst einmal solltest du herausfinden, ob deine Katze glücklich ist. Bei der Katzenhaltung kannst du vieles falsch machen, das Meiste davon auch unbewusst. Fütterst du sie regelmäßig in einem bestimmten Rhythmus? Spielst du genug mit ihr? Ist die Katzentoilette stets sauber?
Es kann an vielen Kleinigkeiten liegen. Möglicherweise gehört deine Katze zu den Exemplaren, die besonders reinlich sind und die ihre Toilette morgens und abends gereinigt haben möchten. Oder deine Katze fordert besonders viel Aufmerksamkeit oder Beachtung von dir ein.
Versuche einfach, die Lebensqualität deiner Katze noch weiter zu verbessern, deine Katze wird es dir danken. Wenn du ihr das beste Umfeld geschaffen hast, welches du dir vorstellen kannst und sie sich wohlfühlt, aber trotzdem nur gelegentlich in deine Nähe kommt, kann das auch einfach am Charakter liegen, dann ist sie eben von Natur aus eher distanziert. Das bedeutet nicht, dass sie dich nicht mag oder, dass du etwas falsch machst. Genau wie der Mensch hat eine Katze Gefühle. Manche Katzen sind sehr extrovertiert, manchen fällt es schwer, Gefühle zu zeigen.
Die Beziehung zwischen dir und deiner Katze hängt also von diversen Faktoren ab, die du nur teilweise beeinflussen kannst. Sicher gibt es auch Menschen, die eigentlich sehr nett sind, mit denen du dich aber trotz aller Bemühungen nicht richtig verstehst. Ihr kommt gut miteinander aus, aber Freunde werdet ihr irgendwie nicht. Warum sollte das bei Katzen anders sein?
Hilfe, meine Freigängerin kommt oft tagelang nicht nach Hause
Darauf, dass Freigängerkatzen nicht jede Nacht zurückkommen, müssen sich die Halter einstellen. Die Katze ist ja kein Uhrwerk. Aber wenn deine Freigängerin mehrere Tage lang nicht nach Hause kommt, machst du dir bestimmt Sorgen, denn deine Katze könnte entlaufen oder im schlimmsten Fall bei einem Unfall ums Leben gekommen sein.
Auch in diesem Fall solltest du prüfen, ob deiner Katze etwas in ihrem heimischen Revier fehlen könnte, sodass sie lieber mal „auf Reisen“ geht, anstatt jeden Abend zurück zu kommen. Möglicherweise schmeckt ihr das Nassfutter nicht mehr so richtig oder es ist ihr zu Hause zu laut, weil du ein Kind bekommen hast oder in direkter Nähe eine Großbaustelle eingerichtet wurde, die jeden Tag Lärm macht.
Ebenso gut kann es aber auch am Charakter liegen. Eventuell ist deine Katze eine große Abenteuerin, die gerne lange Ausflüge macht. Da der Orientierungssinn von Katzen sehr gut ausgeprägt ist, findet sie auch nach tagelangen Reisen zuverlässig den Weg zurück.
Vor allem, wenn es regelmäßig passiert, solltest du versuchen, deiner Katze zu folgen. Zugegeben, im Unterholz ist das ziemlich schwierig, daher würden wir empfehlen, dass du dir einen GPS-Tracker für deine Katze kaufst, um sie jederzeit lokalisieren zu können.
Außerdem solltest du das Gespräch mit deinen Nachbarn suchen. Dass man fremde Katzen nicht füttern sollte, müsste eigentlich jeder wissen. Aber manche wissen es eben doch nicht oder ignorieren es. Fütternde Nachbarn sind nämlich einer der Hauptgründe dafür, dass sich Freigänger temporär neue Familien suchen. Aber nach ein paar Tagen fehlst du ihr und sie kommt für ein paar Tage wieder nach Hause.
Wissenschaftliche Studien zur Katze-Mensch-Beziehung
Die Katze gehört zu den am besten erforschten Haustieren überhaupt. Das ist nur logisch, denn Katzen sind seit tausenden von Jahren Teil des menschlichen Lebens. Sie stellen die Wissenschaft auch heute noch vor Rätsel. Es ist noch gar nicht so lange her, als herausgefunden wurde, wie das Schnurren eigentlich funktioniert. Selbst das Trinkverhalten ist nach wie vor faszinierend, denn Katzen schleudern mit der Zunge das Wasser so in ihr Mäulchen, dass es nach den Regeln der Physik eigentlich nicht möglich sein dürfte.
Die Forschung lenkt ihr Augenmerk zurzeit immer stärker auf die Psyche, das eigentliche Wesen der Katze. Es ist kein Geheimnis mehr, dass Katzen an Depressionen leiden oder andere psychische Krankheiten bekommen können. Natürlich wird auch die Bindung zwischen Mensch und Katze erforscht. Ein paar Forschungsergebnisse möchten wir dir an dieser Stelle vorstellen.
Mögen Katzen lieber Männer oder Frauen?
Wenn du dich in der Welt umschaust, kann dich das Gefühl beschleichen, dass mehr Frauen als Männer Katzen halten. In Familien ist die Katze oft auch eher der Frau zugeneigt. Aber stimmt das? Bevorzugen Katzen wirklich Frauen? Diese Fragen beantwortet eine Studie von Professor Dennis C. Turner.
Seine Antwort lautet: Nein.
Dass es nach außen so wirkt, erklärt er mit dem menschlichen Verhalten, nicht mit der Vorliebe der Katze. Frauen reden öfter mit Katzen und diese maunzen im Schnitt deutlich öfter zurück. Die Katze kriegt mit, dass ihr irgendwas gesagt wird und sucht den Dialog. Außerdem haben Frauen höhere Stimmen als Männer und rein akustisch verstehen sie die höheren Laute besser als die tieferen.
Außerdem kommunizieren Frauen häufiger auf Augenhöhe. Sie knien sich öfter hin und beugen sich herunter. Für die Katze ist das angenehmer, als vor einem Riesen zu stehen und hinaufzubrüllen.
Auch sind Frauen geduldiger. Männer nehmen gerne direkt den Kontakt auf, streicheln sie oder nehmen sie hoch, obwohl die Katze kein Signal ausgesendet hat, dass ihr das jetzt gefallen könnte. Frauen warten eher, bis die Katze zu ihnen kommt.
Grundlegend ist es deiner Katze aber vermutlich komplett egal, ob du Mann oder Frau bist. Sie möchte einfach nur gut behandelt werden.
Ist der Mensch für Katzen eine Bezugsperson?
Dieser Frage ging ein Team um Dr. Isabella Merola an der Universität Mailand nach. 24 Katzen mit ihren potenziellen Bezugspersonen wurden einzeln in einen Raum gebracht. In diesem Raum befand sich ein Ventilator mit flatternden Plastikbändern. Der Ventilator sollte für die Katze unbekannt, verwirrend oder auch bedrohlich wirken. Der Raum hatte zur Sicherheit eine Öffnung für die Katzen. Wäre eine Mieze in Panik geraten, hätte sie den Raum unverzüglich verlassen können.
Am Anfang des Experiments sollten sich die Bezugspersonen neutral verhalten, also nicht mit der Katze interagieren. Anschließend gab es eine zweite Phase. Die Teilnehmer wurden in zwei Gruppen eingeteilt. Die Bezugspersonen sollten ihrer Katze jetzt aktiv Signale senden. Eine Gruppe sollte unsicher und nervös wirken. Die Bezugspersonen der anderen Gruppe sollten beruhigend auf ihre Katze einwirken.
Schon am Anfang des Experiments, als die Bezugspersonen neutral reagieren sollten, haben 79 Prozent der Katzen ihren Menschen kontaktiert. Sie schauten den Menschen an, dann den Ventilator, dann wieder den Menschen und so weiter. Im Grunde waren sie schlichtweg verwirrt und wollten wissen, ob der Ventilator eine Gefahr darstellte oder nicht.
Die Ergebnisse der zweiten Phase überraschten die Forscher etwas. Die Katzen, deren Halter ruhig und gelassen reagiert haben, haben ebenfalls so reagiert. In der anderen Gruppe wurden die Katzen ebenfalls nervös und zeigten entsprechendes Verhalten.
Die Studie zeigt klar, dass Katzen auf die Emotionen ihrer Bezugspersonen reagieren. Zuerst suchten sie den Blickkontakt mit ihrem Menschen, weil sie die Situation nicht einschätzen konnten. Sie achteten darauf, wie er reagiert. Ohne Reaktion blieb die Verwirrung. Eine positive oder negative Reaktion wurde von den Katzen übernommen.
Das ist genau wie bei Kleinkindern. Kein Kind wird mit einer Arachnophobie geboren. Wenn ein Kleinkind eine Spinne sieht, ist das erstmal neu und interessant. Zeigen die Eltern jetzt Angst vor der Spinne, wird diese vom Kind übernommen, denn vor etwas, vor dem die Eltern Angst haben, fürchtet das Kind sich natürlich auch. So ist es eben auch bei Katzen und Menschen.
Bauen Katzen wirklich eine enge Bindung zum Menschen auf?
Wenn du unsere Artikel liest, bemerkst du sicherlich, dass wir häufiger auf die Analogie von Katze und Kleinkind zurückgreifen. Hier geht es um eine Studie von Forschern der Oregon State University, bei der die Wissenschaftler den „Secure Base Test“ mit Katzen durchgeführt haben. Es handelt sich dabei um einen einfachen Test zur Bindung zwischen Eltern und ihren Kindern.
Zunächst haben die Forscher den Test mit 70 Kitten im Alter von bis zu acht Monaten durchgeführt. Der Test selbst ist sehr simpel. Ein Katzenhalter geht mit seiner Katze in einen unbekannten Raum. Nach zwei Minuten verlässt der Halter den Raum und kommt weitere zwei Minuten später wieder.
Erstaunlicherweise zeigten ganze 64,3 Prozent der Miezekatzen Zeichen für eine sichere und stabile Bindung zum Halter. Als die Bezugsperson den Raum verlassen hat waren die Kitten nervös, zeigten Anzeichen von Unwohlsein und maunzten ihrem Halter hinterher. Als der Halter zurückkam, waren diese Katzen sofort wieder entspannt. Das ist ein Zeichen für eine sehr enge Bindung. Die anderen Katzen brauchten ihre Zeit, bis sie sich beruhigt hatten. Dort war die Bindung nicht ganz so fest.
Anschließend wurde der Test mit 38 Katzen im Alter von mindestens einem Jahr wiederholt. Hier zeigte sich bei 65,8 Prozent der Katzen eine enge Bindung.
Um auf unsere Analogie zurück zu kommen: Der Secure Base Test erreicht bei Kleinkindern im Schnitt 65 Prozent. Das Ergebnis bei den Kleinkindern liegt nicht nur fast exakt in der Mitte beider Katzentests, sondern die Ergebnisse weichen sogar nur weniger als einen Prozentpunkt davon ab.
Können Katzen Trennungsängste entwickeln?
Bei Hunden gehört es fast schon zum guten Ton, Trennungsangst zu haben. Wenn ein Hund nicht gut erzogen ist, kommt es sehr oft vor, dass er seinem Halter hinterherbellt oder die Wohnung verwüstet, wenn dieser allein das Haus verlässt. Die Forscherin Stefanie Schwartz untersuchte, ob es dieses Phänomen auch bei Katzen gibt und wie es sich äußert.
Für ihre Forschung untersuchte sie Akten einer Tierklinik und stieß dabei auf 136 eindeutige Fälle von Trennungsangst. Geäußert hat sich das überwiegend durch Unreinheit. Die meisten Katzen urinierten in die Wohnung, der Großteil davon auf das Bett ihres Halters. Andere griffen auf das bewährte Mittel des Protestschisses zurück.
Dabei reagieren Katzen und Kater unterschiedlich. Katzen neigen vermehrt zum Overgrooming, einem übertriebenen Putzzwang. Kater dagegen „eskalieren“ eher und machen Krawall.
Woher dieses Verhalten kommt, konnte Schwarz nicht eindeutig erklären. Sie schätzt, dass es sich um eine Entwicklungsstörung handelt. Normalerweise ist es kein Problem, Katzen mehrere Stunden alleine zu lassen. Die können sich schon beschäftigen. Unsere drei Schatzis können wir auch länger alleine lassen, sofern regelmäßig jemand nach ihnen sieht und sich um die Katzentoilette sowie das Futter zu kümmern.
Bei Kitten kann das evtl. mal problematisch werden, denn wenn sich das Kleine noch nicht so ganz richtig eingewöhnt hat, ist es gut möglich, dass es Angst bekommt, wenn niemand mehr da ist. Aber auch das legt sich mit der Zeit.