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Wenn deine Katze dir eine Maus, ein Blatt oder ein anderes fragwürdiges Geschenk vor die Füße legt, fragst du dich vielleicht: Warum macht sie das? Ist es eine Liebeserklärung, ein Beweis ihrer Jagdkünste oder einfach nur eine merkwürdige Angewohnheit? Eine neue Studie stützt die These, dass Katzen uns Menschen das Jagen beibringen wollen. Wir schauen uns die möglichen Gründe an!
Instinktives Verhalten aus der Wildnis
Katzen sind geborene Jäger. Selbst Hauskatzen, die ihr Futter aus dem Napf bekommen, haben den Jagdtrieb tief in ihren Genen verankert. In der Natur bringen Katzenmütter ihren Jungen lebende oder tote Beutetiere, um ihnen das Jagen beizubringen. Laut der neuen Studie könnte dieses Verhalten auf uns übertragen werden: Deine Katze sieht dich vielleicht als Teil ihrer Familie – oder schlimmer noch, als unfähiges Jungtier, das dringend Nachhilfe in Sachen Überleben braucht!
Geschenk oder Training?
Es gibt verschiedene Theorien darüber, warum Katzen Beutetiere oder andere Fundstücke nach Hause bringen:
Jagdtraining
Wenn eine Katzenmutter ihre Jungen aufzieht, bringt sie ihnen nach und nach das Jagen bei. Zunächst durch das Herbeibringen toter Beutetiere, später durch das Präsentieren lebender, aber geschwächter Tiere, an denen die Kätzchen ihre Jagdtechniken üben können. Dieser Lernprozess ist für das Überleben in freier Wildbahn essenziell.
Dieses Verhalten könnte erklären, warum Katzen ihren Menschen Beutetiere bringen – sie sehen uns als Teil ihrer Familie und wollen uns helfen, überlebenswichtige Fähigkeiten zu entwickeln. Da wir jedoch selten auf ihr gut gemeintes Training reagieren, intensivieren manche Katzen ihr Verhalten noch weiter, indem sie regelmäßig Beute nach Hause bringen.
Es gibt auch Hinweise darauf, dass Katzen, die selbst früh von ihrer Mutter getrennt wurden oder nie in einer Umgebung gelebt haben, in der sie jagen mussten, dieses Verhalten seltener zeigen. Das deutet darauf hin, dass es sich tatsächlich um eine gelernte soziale Interaktion handelt, die auf eng verbundene Beziehungen zwischen Katzen und Menschen übertragbar ist.
Deine Katze versucht möglicherweise, dir das Jagen beizubringen, indem sie dir zeigt, wie es geht – genau wie es eine Katzenmutter mit ihren Jungen tun würde. Für sie ergibt das auch absolut Sinn. Deine Katze sieht dich ja nie jagen. Obwohl du regelmäßig isst und sie fütterst, sieht sie dich vielleicht als hilflos an und möchte dir zeigen, wie das mit dem Beute machen so richtig funktioniert. Also nimmt sie dich unter ihre Fittiche und animiert dich, die Kunst des Jagens zu lernen.
Teilung der Beute
In der freien Natur fressen Katzen ihre Beute oft nicht sofort, sondern tragen sie an einen sicheren Ort, um sie dort in Ruhe zu verzehren. Dein Wohnzimmer oder ein anderer bevorzugter Platz könnte für deine Katze genau so ein sicherer Ort sein. Auch wenn sie ihr Futter aus dem Napf bekommt, kann dieser Instinkt noch tief in ihr verankert sein.
Ein weiterer Aspekt ist, dass Katzen ihre Beute in der Regel alleine jagen, aber in sozialen Gruppen lebende Katzen sich gelegentlich Beute teilen – insbesondere mit ihren Jungen oder Artgenossen, mit denen sie eine enge Bindung haben. Wenn deine Katze dir eine erlegte Maus oder ein anderes „Geschenk“ bringt, kann es also sein, dass sie dich als Teil ihres Rudels betrachtet und dir einen Anteil an ihrer „Jagdbeute“ überlässt.
Ein interessantes Detail ist, dass einige Katzen nur Teile ihrer Beute ablegen, während andere die gesamte Beute präsentieren. Dieses Verhalten könnte darauf hindeuten, dass sie instinktiv den Drang haben, Nahrung zu teilen, aber möglicherweise nicht genau verstehen, warum wir Menschen diese Gaben nicht annehmen.
Manche Katzen bringen ihre Beute an sichere Orte, um sie dort später zu verspeisen. Dein Wohnzimmer könnte für sie der perfekte Rückzugsort sein.
Soziales Verhalten
Katzen sind soziale Tiere, auch wenn sie oft als Einzelgänger wahrgenommen werden. In der Natur bilden verwilderte Katzen häufig Kolonien, in denen sie sich gegenseitig unterstützen. Das Teilen von Beute ist in diesen Gruppen eine Form der sozialen Interaktion.
Wenn deine Katze dir eine Maus oder ein anderes Geschenk bringt, könnte es also auch ein Zeichen von Zuneigung und sozialem Verhalten sein. Sie betrachtet dich als Teil ihres „Rudels“ und zeigt dir mit diesem Akt, dass du ihr wichtig bist. Besonders eng gebundene Katzen teilen häufiger ihre Beute mit Artgenossen oder eben mit ihren menschlichen Bezugspersonen.
Dieses Verhalten kann auch als ein Vertrauensbeweis gedeutet werden. Deine Katze zeigt damit, dass sie sich in deiner Nähe sicher fühlt und dir etwas von dem gibt, was ihr in der Natur das Überleben sichern würde. Selbst wenn du keine Maus als Geschenk haben möchtest, kannst du es als eine Art „Liebesbeweis“ deiner Katze verstehen. Ignorieren oder schimpfen könnte sie verwirren und sogar ihre Bindung zu dir schwächen.
Katzen teilen manchmal ihre Beute mit denen, die sie als Familie betrachten. In diesem Fall könnte dein Stubentiger einfach großzügig sein.
Spieltrieb
Manchmal sind es keine Mäuse, sondern Blätter, Papierbällchen oder Stofftiere – alles, was sich als „Beuteersatz“ eignet. Katzen sind von Natur aus sehr verspielt und nutzen ihre Jagdfähigkeiten nicht nur zur Nahrungsbeschaffung, sondern auch, um ihre Fähigkeiten zu trainieren und sich zu beschäftigen.
Viele Katzen sehen das Bringen von Gegenständen als Teil eines spielerischen Rituals. Sie fangen etwas, tragen es umher und präsentieren es dir möglicherweise in der Hoffnung, dass du dich daran beteiligst. Ähnlich wie Hunde, die Bälle oder Stöckchen apportieren, könnte deine Katze erwarten, dass du das „Geschenk“ wirfst oder darauf reagierst.
Dieses Verhalten kann besonders häufig bei Wohnungskatzen beobachtet werden, die keine Möglichkeit haben, echte Beute zu jagen. Sie ersetzen das Jagderlebnis durch alltägliche Gegenstände und üben instinktiv ihre Fertigkeiten. Besonders aktive Katzen oder solche, die zu wenig geistige und körperliche Beschäftigung bekommen, neigen häufiger dazu, ihre „Beute“ stolz zu präsentieren.
Wenn deine Katze also scheinbar wertlose Objekte anschleppt, dann nimm es als Zeichen dafür, dass sie sich mit dir beschäftigen möchte. Vielleicht möchte sie ein Jagdspiel initiieren – oder dich einfach nur daran erinnern, dass sie eine exzellente Jägerin ist, egal ob die Beute lebt oder aus Stoff besteht. Vor allem unser Kater Jack wird im Herbst rabiat. Er setzt sich aufs Fensterbrett, steht auf und krallt mit seiner Pfote wie wild nach den Blättern, die vom Baum vor dem Fenster herab fallen. Wenn er dann endlich Beute gemacht hat, trägt er sie stolz wie ein Löwe, der gerade ein Zebra erlegt hat, erhobenen Hauptes quer durch die ganze Wohnung.
Manchmal sind es keine Mäuse, sondern Blätter, Papierbällchen oder Stofftiere – alles, was sich als „Beuteersatz“ eignet.
Solltest du deine Katze davon abhalten?
Solange es sich nur um harmlose Gegenstände handelt, spricht nichts dagegen, das Verhalten zu akzeptieren. Falls du jedoch keine Lust auf tote Mäuse in deiner Wohnung hast, gibt es einige Strategien:
Mehr Spielmöglichkeiten bieten
Katzen, die regelmäßig Beute nach Hause bringen, haben oft einen stark ausgeprägten Jagdinstinkt, der sich in ihrem Alltag nicht ausreichend ausleben lässt. Eine Möglichkeit, dieses Verhalten auf eine weniger drastische Weise zu kanalisieren, ist die Bereitstellung interaktiver Spielmöglichkeiten.
Jagdinspirierte Spiele wie Federangeln, Laserpointer oder bewegliche Spielzeuge können helfen, den natürlichen Jagdtrieb der Katze zu stimulieren, ohne dass sie echte Beute fangen muss. Auch Futterbälle oder Intelligenzspielzeuge, bei denen die Katze sich ihr Fressen „erarbeiten“ muss, können diesen Instinkt befriedigen.
Abwechslung ist dabei entscheidend: Wenn du feststellst, dass deine Katze das Interesse an einem bestimmten Spielzeug verliert, kann es helfen, es für einige Tage wegzupacken und später wieder hervorzuholen. Katzen lieben es, immer wieder neue Herausforderungen zu haben.
Regelmäßige Spieleinheiten mit dir als Halter stärken zudem eure Bindung und sorgen dafür, dass deine Katze sich ausgelastet und zufrieden fühlt. Wer den Jagdtrieb gezielt fördert und lenkt, reduziert die Wahrscheinlichkeit, dass die Katze ihre Jagdinstinkte an echten Tieren oder ungewollten Gegenständen auslebt.
Interaktive Jagdspiele mit Spielangeln oder Bällen können den Jagdtrieb deiner Katze auf ungefährliche Weise ausleben lassen.
Katzen nicht unbeaufsichtigt draußen lassen
Eine Katze, die unkontrolliert nach draußen kann, hat viel mehr Gelegenheiten, Beute zu machen und sie nach Hause zu bringen. Gerade Freigänger-Katzen nutzen ihre Jagdfähigkeiten besonders häufig, um sich zu beschäftigen oder ihre natürlichen Instinkte auszuleben.
Wer das Risiko minimieren möchte, dass tote Mäuse oder Vögel im Wohnzimmer landen, kann seine Katze entweder drinnen halten oder nur unter Aufsicht nach draußen lassen. Ein gesicherter Balkon oder ein Katzengehege im Garten kann eine gute Alternative sein, um deiner Katze frische Luft und Bewegung zu bieten, ohne dass sie Beute nach Hause bringt.
Zudem sind draußen jagende Katzen nicht nur eine Gefahr für Wildtiere, sondern auch selbst erhöhten Risiken ausgesetzt – etwa durch Straßenverkehr, andere Tiere oder Krankheiten. Ein kontrollierter Auslauf mit sicherer Umgebung kann also nicht nur das Bringen von Geschenken reduzieren, sondern auch die Sicherheit deiner Katze erhöhen.
Eine Katze, die keinen Zugang zur freien Natur hat, kann weniger Beute nach Hause bringen.
Kein übertriebenes Lob
Wenn du deine Katze überschwänglich lobst oder dich übermäßig freust, wenn sie dir eine „Geschenkemaus“ bringt, könnte das für sie eine Bestätigung sein, dass sie etwas richtig gemacht hat. Katzen reagieren auf positive Verstärkung und könnten ihr Verhalten intensivieren, wenn sie merken, dass du darauf reagierst.
Anstatt enthusiastisch zu reagieren, solltest du ruhig bleiben und das „Geschenk“ unauffällig entsorgen. So sendest du keine verstärkenden Signale aus. Gleichzeitig kannst du deiner Katze Alternativen bieten, indem du sie mit interaktiven Spielen beschäftigst und ihren Jagdtrieb auf andere Weise auslebst.
Wenn du merkst, dass deine Katze vermehrt Beute bringt, kann es auch helfen, ihre allgemeine Beschäftigung zu überdenken. Ein strukturierter Tagesablauf mit festen Spielzeiten, Jagdersatz durch bewegliche Spielzeuge oder auch ein Futterspiel können helfen, das Bedürfnis, Beute nach Hause zu bringen, zu reduzieren.
Wenn du zu euphorisch auf die „Geschenke“ reagierst, könnte deine Katze sich in ihrer Mission bestärkt fühlen.
Fazit
Ob als Training, Beuteversteck oder Zeichen von Zuneigung – Katzen haben ihre eigenen Gründe, uns Geschenke zu bringen. Die neue Studie legt nahe, dass sie uns tatsächlich das Jagen beibringen wollen. Aber egal aus welchem Grund: Für uns bleibt es ein Rätsel – und für die Katze vermutlich eine wichtige Mission!